Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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DOI issue:
Heft 21
DOI article:Salmony, Alfred: Ostasiatische Kunst am Berliner Markt
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Formelemente setzt sich also der chi-
nesische Gesamtcharakter durch.
Unter den buddhistischen Bronzen
der Kunsthandlung befindet sich
eine von ungewöhnlichem Ausmaß
(Abb. 5). Die Probleme der örtlichen
und zeitlichen Zuschreibung ver-
dienen in diesem Falle eine ausführ-
liche Behandlung, zumal ähnliche
Stücke bekannt geworden sind. Ver-
öffentlicht wurden: eine Bronze, den
Bodhisattva Kuan yin darstellend, bei
Tch’ou Tö-yi »Bronzes Antiques de
Chine«, Paris 1924, Tafel 50, der
gleiche Gegenstand in O. Siren, »Chi-
nese Sculpture«, London 1925, Bd. 4,
Tai. 5 77. Beide befinden sich in
Amerika. Alle diese Figuren zeichnet
eine gewisse Gedrungenheit, Massig-
keit und Unbewegtheit aus. Schmuck
und Falten erscheinen plastisch selb-
ständig. Die Kuan yin der Abbil-
dung trägt in der Linken die Amrita-
Flasche, über der eine Lotosblume
mit Blatt erscheint, die Rechte macht
die Geste der Darlegung (vitarka-
mudra). Ikonographisch unterschei-
det sich das Worchsche Stück von
den amerikanischen. In der Krone
des Bodhisattva erscheinen nicht wie
üblich einer, sondern fünf Buddhas,
alle die auf Erden lebten. Uber der
Mitte des Gürtels sitzt eine runde
Schmuckscheibe, auf welcher der Tod
Buddhas mit dem die Ruhestatt über
schneidenden Schüler und umgebende
Personen deutlich zu erkennen ist.
Unterhalb der Kniee befindet sich die
sonst im Heiligenschein angebrachte
Anbetung eines Buddha durch zwei
Gestalten, flankiert von einem Dra-
chenpaar. Die Formhäufung greift hier also auch auf das ikonographische Ge-
biet über. Man geht nicht fehl, wenn man sie für das Ende einer Entwicklung
in Anspruch nimmt und daher die Gruppe in das 9. -12. Jahrhundert setzt.
In ihrer Starre haben alle Figuren der Gruppe etwas, was sie von eigentlich Chi-
nesischem unterscheidet. Siren gibt nun in der Beschreibung seines Beispiels eine
Nachricht des University Museums von Philadelphia wieder, wonach dieses aus
Abb. 3. Kuan yin. Vergoldete Bronze.
Nordchina, g. —12. Jahrhundert
Höhe 46 cm