Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0093
DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:Friedländer, Max J.: Zu Jan van Scorel
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0093
Jan van Scorel Van Lockhorst-Altar
Innenseite cles rechten Flügels
Und nehmen wir auch van Manders Angabe genau, so ist das Triptychon zwar
für van Lockhorst gemalt, aber von seinen Freunden als Yotivbild im Dom
aufgestellt worden, also wohl erst nach dem Tode des Domherrn.
Hoogewerff1 glaubte den von van Mander beschriebenen Altar aufgefunden
zu haben. Seine an sich bedenkliche Konstruktion ist durch Cohens Entdeckung
völlig widerlegt. Er hat ein Bild publiziert als die Mitte des gesuchten Trip-
tychon, das freilich den Einzug Christi darstellt, aber ohne die Ansicht von
Jerusalem, überdies ein schwaches, manieriertes, dem Stile nach nicht vor 1540
entstandenes Werk, das zu Scorel in lockerer Beziehung steht. Diese Tafel
tauchte 1921 auf einer Londoner Auktion auf, ohne jede Herkunftsbeziehung
zu dem Geschlecht van Lockhorst. Damit vereinigte Hoogewerff irrtümlich
zwei Altarflügel, die sich jetzt zu Heerwijk bei Herrn van Boogaerde befinden.
Diese Stifterflügel gehören wirklich, wie die Inschriften beweisen, zu einem
Yotivbild der Herren van Lockhorst, wahrscheinlich im Auftrag Hermanns
van Lockhorst ausgeführt, dem Stile nach um 1500, also vor der Zeit Jan
van Scorels. Auf der Außenseite ist Christus mit Magdalena dargestellt.
Ich beurteile die Flügel, die angeblich ganz übermalt sind, nur nach den Ab-
bildungen, die Hoogewerff davon veröffentlicht hat, bin aber danach sicher,
daß sie weder mit dem weit jüngeren Mittelbild noch mit Jan van Scorel
etwas zu tun haben.
1 Jan van Scorel (1923), S. 43 ff.
63