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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 12
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0445
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Bernardo Beilotto (Canaletto) Der Zwinger in Dresden. Um 1755
Mit Erlaubnis von Bachstitz, Berlin Deutscher Privatbesitz

SAMMLER UND MARKT

NEUES VOM BERLINER KUNSTMARKT
Die Konzentration des deutschen Kunsthan-
dels im Tiergartenviertel, die vor etwa zwei
Jahren begann, hält immer noch an. Anfäng-
lich waren es Berliner Firmen, die ihre Räu-
me in diese Stadtgegend verlegten. Ihnen folg-
ten in letzter Zeit vor allem Kunsthandlungen
aus dem Reiche, die, veranlaßt durch die un-
günstige Marktlage in der Provinz, ihre In-
teressen mittels einer Filiale mit denen des
Berliner Handels zu verknüpfen suchten. Die-
sem Umstand verdankt Berlin vor allem eine
stetig zunehmende Beachtung des Marktes
durch den internationalen Kunsthandel.
Zu den Firmen, die in letzter Zeit ihre Ge-
schäftsräume aus dem Reiche nach Berlin ver-
legten, gehört in erster Linie die Kunsthand-
lung Dr. Burg & Co. G.m. b.H., die bisher
in Köln ihren Sitz hatte und nun ganz nach
Berlin, Friedrich Ebertstr. 10 verzogen ist. Sie
bildet wie die in gleichem Hause befindliche
Galerie Dr. Benedict & Co. einen Teil des
Markgrafkonzerns, der nun über fünf Kunst-
handlungen in Berlin verfügt.
Gegenüber den zum gleichen Konzern gehö-
renden Firmen pflegt Dr. Burg neben ausge-
wählten Kunstwerken antiker und asiatischer
Provenienz vor allem europäisch mittelalter-
liche Kunstepochen mit starker Betonung der

mittelalterlichen Plastik Deutschlands, wieder
Gemälde primitiver Malerschulen. Den größ-
ten Raum nimmt die Plastik ein, die so be-
deutende Stücke aufweist, wie sie im Handel
heute nur selten zu finden sind und deren Be-
stand durch Krieg und Inflation etwas gelok-
kert, nun wieder knapp zu werden beginnt.
Wohl das früheste ausgestellte Werk der mit-
telalterlichen Skulptur ist die gegen Ende des
ia. Jahrhunderts entstandene sitzende Madon-
na in frontaler Haltung mit wenigen genre-
haften Zügen, dem Aachen-Maastrichter Kunst-
kreis angehörend. Aus Köln, dem früheren
Sitz der Firma, stammen zwei Madonnen, von
denen die sitzende Madonna aus der Mitte des
i5. Jahrhunderts mit stark französischem Ein-
fluß von außerordentlicher Schönheit und
Qualität ist. Das gleiche gilt von der ..schönen
Madonna“ aus Stein, die eines der schönsten
Beispiele dieses in Krummau (Böhmen) um
1/100 geschaffenen Madonnentypus ist1.
Die Spätgotik ist vertreten mit Werken der
Werkstatt des Nicolaus Gerhart von Leyden
(Katharina aus rotem Sandstein); des Simon
Leinberger (Christus am Kreuz); des oft mit
Hans Leinberger verwechselten Matthias Kre-
1 Vgl. dazu auch die im Besitz von A. S. Drey
befindliche Madonna, die in Heft 10 auf S. 550
reproduziert war. Dort ist zu lesen 1400 statt
1480. B

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