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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 5
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Sammler und Markt
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Cassone. Italien, erste Hälfte des 16. Jahrh. 176x58 cm
Versteigerung der Sammlung Gustav Seligmann, Koblenz-Köln, am 27. und 28. März
bei Paul Cassirer, Berlin

SAMMLER UND MARKT

BERLINER VERSTEIGERUNGEN
Die Sammlung des Marchese Pietro L a n z a
di Ajeta, die am 20. März bei Lepke zur
Versteigerung kommt, enthält vor allein ita-
lienische Renaissance- und Barockmöbel, dar-
unter eine große Anzahl von Kredenzen, ein
paar Truhenbänke (Casapanca), Sessel, Stühle,
Tische, Spiegel u. a. Von der Quattrocenlopla-
stik sind mehrere reizvolle Madonnenreliefs er-
wähnenswert; aus dem 17. und 18. Jahrhun-
dert einige Porträtbüsten, darunter eine von
Antonio Canova signierte, 1798 datierte Ar-
beit in Marmor und die Holzbüste eines Her-
ren in Allongeperücke aus dem Ende des 17.
Jahrhunderts. Ihnen folgen eine Anzahl anti-
ker Marmorskulpturen (Köpfe) und kleinere
kunstgewerbliche Arbeiten wie barocke Altar-
leuchter in Holz und Metall, Bronzen, Mör-
ser u. a.
Im Anschluß an obige Sammlung bringt die
Versteigerung eine Sammlung chinesischer
Kunst aus verschiedenem Besitz zum Verkauf.
Das Schwergewicht liegt auf der Keramik und
dem Porzellan der Tang- und Ming-Zeit. Am
zahlreichsten sind die Blauweiß-Porzellanc der
Kang-IJsi-Periode vertreten.
Nach der bereits mehrfach angekündigten und
mit Spannung erwarteten Versteigerung der
Sammlung lduldschinsky im Mai, werden am
5. und 6. Juni die japanischen Farbenholz-
schnitte des 17. bis 19. Jahrhunderts der
Sammlung Tony S t r a u s- N e g b au rs un-
ter den Hammer kommen. Diese einzigartige
Sammlung, die hauptsächlich in den Jahren
kurz vor dem Kriege entstanden ist, ist oft in

Ausstellungen gezeigt und literarisch gewür-
digt worden. Vor allem verdient der reiche Be-
stand an Blättern der sogenannten Primitiven
hervorgehoben zu werden. Neben kalligra-
phisch schönen Blättern des Moronobu ist die
Reihe der Schauspielerbilder der Toriimeister
bemerkenswert, neben den Frauendarstellun-
gen des Masanobu die bereits zur Blütezeit
der Farbenholzschniltkunst hinüberführenden
Blätter der Nishimuraschule. Der kostbarste
Besitz der Sammlung sind die Werke der
Blütezeit selbst. Die Darstellung weiblicher
Schönheiten findet in Ilarunobu und seinem
Kreise Nachfolger der Tradition des Masa-
nobu, die Darstellung der Schauspieler, die
von der Toriischule begründet und besonders
gepflegt wurde, in den Meistern der Kalsuka-
waschule liebevolle Fortsetzung, in Sharaku,
der mit einer Reihe von elf Blättern vertre-
ten ist, ihren Meister. Utamaro ist durch Ein-
zelblätter und Holzschnittbücher in seiner Viel-
seitigkeit vorhanden. Toyokuni, Ilokusai, Hi-
roshige erscheinen ihrer Eigenart nach mit
einer Reihe guter Blätter. Endlich verdienen
die Originalmalereien und Handzeichnungen
der Holzschnittmeister verzeichnet zu werden.
Etwa zu gleicher Zeit wird die Privatsamm-
lung von Dr. Otto Burchard versteigert
werden. Seine Chinasammlung befindet sich
bereits seit längerer Zeit als Leihgabe in der
ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Mu-
seen und umfaßt vorwiegend Werke des
Kunstgewerbes und der Keramik. Die Ge-
mäldesammlung, die gleichfalls ausgeboten
wird, ist durch Hauptwerke italienischer Ba-
rockmeister wie Piazzetta, Longhi, Tiepolo, Pi t-
toni, Pellegrini besonders bemerkenswert. Alte

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