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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 19
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Barth, Wilhelm: Der unbekannte Gauguin
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0655
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DER UNBEKANNTE GAUGUIN von w. barth
Der nachfolgende Artikel hat den verdienstvollen Leiter der Basler Kunst-
halle zum Verfasser, der uns nach vielen bedeutsamen Ausstellungen letzt-
hin die erste umfassende Gauguin-Schau bereitet hat.
Ein wesentlicher Teil dieser Basler Ausstellung ist, entsprechend durch Werke aus deut-
schem Privatbesitz ergänzt, zur Zeit in der Galerie Thannhauser, Berlin, ausgestellt.
Diese erste deutsche Gauguin- Ausstellung seit I (JIO wird naturgemäß nicht nur dem frühen
Schaffen des Künstlers gerecht, sondern ebenso dem Maler der Südsee, auf den wir illu-
strativ noch zurückkommen werden. Ergänzend sei auch auf den Bericht unseres Berliner
Referenten verwiesen. Der Herausgeber
Basel hat im letzten Sommer einiges von ihm bekannt gemacht, von dem un-
bekannten Gauguin. In gelinde Vergessenheit war der Name Gauguin über-
haupt und was er bedeutete, im Lauf der Jahre zurückgeglitten. Man hörte
ihn selten nennen und mit einer ^gewissen Lauheit. Gar nach entlegeneren
Dingen fiel es niemand mehr
ein zu fragen, nach dem Wer-
den, den Anfängen seiner
Kunst. Wie sich das erklären
läßt, geht vielleicht aus dem
Folgende hervor, ganz neben-
bei. Gauguin hat aber jetzt
wieder etwas Aktualität ge-
wonnen. Denn es ist fünf-
undzwanzig Jahre her seit sei-
nem Tode und achtzig seit
seiner Geburt. 1905, 1848.
Gedenkj ahr, Gedenktage! Der
dies schreibt, hat die Gauguin-
Ausstellung in Basel gemacht.
Er tat es nicht wegen dieses
Zusammentreffens von Tod
und Geburt. Warum er es
tat — das wird auch zwischen
den folgenden Zeilen zu lesen
sein.
Der unbekannte Gauguin. Zu-
nächst im eigenen Bildnis.
Vincent van Gogh erzählt in
einem Brief aus Arles seinem
Bruder Theo, Gauguin habe
ihm ein Selbstporträt ge-
schickt, darin sehe er aus wie
ein Gefangener. Das Bild kam
in den Besitz der Familie van
Gogh in Holland. Abgebildet
haben wir es noch nirgends
gesehen. Hier ist es (Abb. 1).
Dieses Geschenk Gauguins an


Abb. 2. P. Gauguin. Selbstbildnis aus der Spätzeit. 1903
Aus der Gauguin-Ausstellung der Galerie Thannhauser, Berlin

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