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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 9
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0351
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SAMMLER UND MARKT

DIE SAMMLUNG DR. OTTO BURCHARD
Zur Versteigerung am 22. Mai bei Paul
Cassirer, Berlin1.
Die Chinasammlung Dr. 0. Burchards ist seit
ihrer Leihausstellung in der Berliner Ostasia-
tischen Kunstabteilung wohlbekannt. Sie ist in
der Hauptsache auf den Reisen des bisherigen
Besitzers in China entstanden und enthält ne-
ben skulpturalen und bronzenen Werken vor
allem in den Keramiken der Tang bis Yüan-
periode die erlesensten Beispiele chinesischer
Töpferkunst. Unter den Skulpturen, und wohl
als ältestes Stück der Sammlung überhaupt,
ist ein marmorner liegender Tiger anzuspre-
chen, dessen Verwendung (Kopfstütze?), noch
nicht geklärt ist und der der vorchristlichen
Zeit angehört. Hervorzuheben sind ferner eine
Anzahl von Tierfiguren der Wei- und Tang-
Zeit, von denen ein Pferd aus unglasiertem
Ton mit Spuren alter Bemalung und ein ste-
hender Ochse mit roter Bemalung zwei künst-
lerisch vollendete Typen bilden. Ein merk-
würdiges Werk ist die Eisenfigur einer stehen-
den Bodhisatva mit einer rotfarbenen Ober-
fläche, die dem späten Tang angehören dürfte.
Von den Bronzen gehört etwa in dieselbe Zeit
der obenerwähnte Tiger, der Deckel eines ver-
lorenen Bronzegefäßes, der durch die Schön-
heit der Form, des Ornaments und der Patina
auffällt; ein wohl der Han-Zeit angehörender,
auf drei Füßen stehendes fing mit Deckel;
zwei zierliche, allseitig mit Ornament verse-
hene Deckelvasen der Hanperiode; eine Serie
von acht Pferdchen aus vergoldeter Bronze, je-
des in einer anderen Haltung, Tang-Zeit; ein
skythischer Bronzedolch mit dem Griff in der
Form eines Elchkopfes.
Den größten Raum und Bedeutung nimmt die
Keramik der klassischen Zeit ein: Schalen und
Kannen der Tang-Zeit; Seladonschalen und
-vasen der Sung- und l iianperiode; innen und
außen glasierte Gefäße des Chün-Yao, die die
ganze Farbenpracht der chinesischen Töpfer-
kunst widerspiegeln; einfach und edel geformte
Gefäße des sog. Ying-Ch’ingtypus; weiß gla-
sierte Ting-Ware; und eine reiche Auswahl
von Temmoku-Schalen mit dunkeifarbenen
Glasuren und hellen geometrischen wie vege-
tabilischen Ornamenten. Die spätere Zeit ist
mit einigen wenigen qualitätvollen Stücken
vertreten. Schließlich wird die Sammlung chi-
nesischer Kunst durch eine R.eihe von China-
teppichen des 18. Jahrhunderts beschlossen.
1 Vgl. den reichillustrierten Aufsatz von Breuer
im »Jahrbuch der asiatischen Kunst 192g«.

Der Chinasammlung steht die Sammlung eu-
ropäischer Kunst verständlicherweise etwas zu-
rück. Doch hat auch hier 0. B. in geschmack-
voller Weise zu sammeln verstanden. Vor al-
lem macht die Sammlung der Gemälde italie-
nischer Barockmeister einen sehr gerundeten
Eindruck. Künstler wie Lazzaro Baldi, Anto-
nio Pellegrini, Alessandro Longhi, Giovanni
Battista Piazetta, Giovanni Battista Pittoni,
Giulio Carpioni, Jan Lys, Gaetano Gandolfi,
Francesco Zuccarelli sind mit wichtigen und
kunslgeschichtlich interessanten Werken ver-


Boclhisatva. T’ang- oder frühere Zeit
Aus der Versteigerung der Sammlung Dr. Otto
Burchard bei Paul Cassirer, Berlin, am 22. Mai
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