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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 8
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Biermann, Georg: Die Dürer-Tage in Nürnberg
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Rundschau
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DIE DÜRER-TAGE IN NÜRNBERG
VON GEORG BIERMANN
I.
Dies muß vorausgeschickt werden: Der Cicerone bereitet für seine Leser ein
Dürer-Heft von stattlichem Umfang vor, in dem sich die Dürer-Forscher aller
Länder wie die zwölf Apostel um den Tisch des Herrn versammeln werden, um
Jeder auf seine Weise dem größten deutschen Genius in der Kunst zu huldigen und
die Kenntnis seines Werkes zu vertiefen. Die Veranstalter der wundervollen Dürer-
Ausstellung im Germanischen Museum werden mit eigenen Beiträgen in diesem
Heft vertreten sein. Max J. Friedländer wird als einer der wahrhaft Berufenen
die Ergebnisse dieser einzigartigen Schau kunstwissenschaftlich verarbeiten. Von
den englischen Dürer-Forschern haben Sir Martin Conway, der Nestor der eng-
lischen Kunstwissenschaft, ferner Campbell Dodgson, der über zwei Jahrzehnte
dem Studium speziell des graphischen Werkes eines Albrecht Dürer gewidmet
hat, Aufsätze zugesagt. Die französische Dürer-Forschung wird Pierre du Co-
lombier vertreten, dem ein erst kürzlich in Frankreich erschienenes wertvolles
Dürer-Buch gedankt wird, das Emil Waldmann im dritten Heft dieses Jahrgangs
würdigte. Der Schwede Romdahl, der Ungar de Hevesy, die deutschen Dürer-
Forscher Winkler, Pauli, Flechsig, Waldmann, Tietze, Roemer, Kurth u. a.
kommen in diesem Zusammenhang ebenfalls zu Wort. Beweis, wie sehr Dürers
kunstgeschichtliche Sendung heute mehr denn je die Gemüter bewegt und wie
vielfältig noch die Probleme sind, die das Werk eines Albrecht Dürer ver-
schließt und die letzte Klärung verlangen.
IT.
Das Dürer-Heft des Cicerone wird also im Einzelnen auch über das Rechen-
schaft ablegen, was das bleibende Verdienst jener Ausstellung im Germanischen
Museum sein wird, durch die sich vor allem Heinrich Zimmermann, unterstützt
von seinen Mitarbeitern, unter denen an erster Stelle Fritz Traugott Schulz ge-
nannt werden muß, (der die großen fränkischen Altäre der Wolgemut und
Pleydenwurf und ihrer Werkstätten herbei geschafft hat) ein unvergängliches
Verdienst um die deutsche Kunst erworben hat. Diese Ausstellung ist eine der
großartigsten, die man je erleben kann. An ihrem Gelingen hat die Initiative
des Oberbürgermeisters Dr. Luppe, den man auch sonst als den guten Geist
dieses Nürnberger Dürer-Jahres verehren muß, einen nicht zu unterschätzen-
den Anteil. Ohne diesen weitblickenden, tatkräftigen und für die Kunst ehr-
lich begeisterten Schleswig-Holsteiner wäre das Dürer-Jahr nie geworden,
sind die unvergeßlichen Tage, die wir eben erleben durften, nicht zu denken.
Denn dies ist das Zeichen jener Dürer-Feier, zu der über vierhundert Gäste
aus allen Teilen des Reiches und vom Ausland her in die alte Reichsstadt
gekommen waren, daß sie von dem Geist bestimmt war, der ebenso sehr der
Jahrhunderte alten Tradition der Stadt wie dem Andenken an ihren größten
Sohn entsprach. Und dieser Geist, auf den es ankam, atmete vor allem aus
Luppes Reden, die allen sonstigen offiziellen und offiziösen Ansprachen zum
Trotz schon deshalb die besten waren, weil aus jedem Wort die lebenswarme
Begeisterung eines Mannes zu uns sprach, der sich im letzten selbst mit Dürer

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