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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0268
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RUNDSCHAU

DIE DÜRER-BILDER DER PINAKOTHEK
Als Auftakt zu der großen Dürer-Ausstellung,
die am 11. April im Germanischen Museum
in Nürnberg eröffnet wird, hat die alte Pina-
kothek in München eine Neuordnung ihres Be-
standes an Werken des Meisters vorgenommen.
Die in den beiden ersten Nordkabinetten un-
tergebrachte Zusammenstellung der Münch-
ner Dürer-Bilder wird vorläufig nur kurze
Zeit zu sehen sein, da der größere Teil der Ge-
mälde der Nürnberger Ausstellung zur Verfü-
gung gestellt wird. In der Pinakothek verblei-
ben während der Dürer-Ausstellung des Ger-
manischen Museums nur die Beweinung, das
Selbstbildnis von i5oo und — wegen ihres ge-
fährdeten Zustandes, der eine Versendung nicht
ratsam erscheinen läßt — die beiden Apostel-
bilder.
Mit glücklicher Hand hat Geheimrat Dr. F.
Dörnhöfer die Einrichtung der zwei neuen
Dürer-Kabinette geleitet. Der Vorraum enthält
an seiner Hauptwand die tiefernste Beweinung,
das berühmte Selbstbildnis von i5oo und das
auf Leinwand gemalte Bildnis des Jacob Fug-
ger. An einer Schmalwand hängt, für sich al-
lein, das Bildnis des Oswolt Krell von i A99
mit seinen beiden schönen Wappenflügeln.
Über dem Kopfe des sogenannten Hans Dürer
von i5oo hat man das prächtige Stilleben von
Jacopo de Barbari, dem Dürerfreunde, ange-
bracht. Die Flügel des Jabachsehen Altars flan-
kieren den Zugang zum zweiten Raum.
Die Hauptwand nehmen hier die zwei mächti-
gen Apostelbilder von i5a6 ein. Sie stehen far-
big besonders schön auf dem graubraunen
Samt der Wandbespannung. Zur Rechten ist
der Paumgartner-Altar aufgestellt. Die Tür-
wand zieren die Lukretia von i5i8 und die in
dieser Umgebung etwas trocken anmutende
Judith des Nürnberger Meisters Georg Pencz.
Man kann sich über diese Neuordnung, die
auch späterhin bleiben soll, nur aufrichtig
freuen. Sie bringt den köstlichen Besitz der
Pinakothek an Werken Albrecht Dürers zu
neuer, gesteigerter Wirkung. Auch in dem
großen Eingangssaal und dem ersten Haupt-
saal der Münchner Galerie hat man durch
wohlüberlegte Umordnung eine ganze Reihe
von kostbaren Perlen dieser Sammlung zu be-
sonderen Geltung gebracht. Hubert Wilm
AUSSTELLUNGEN DER STAATLICHEN
MUSEEN
Die staatlichen Museen entf alten in letzter Zeit
eine begrüßenswerte, rührige Ausstellungs-
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tätigkeit. So veranstaltet die Antikenabtei-
lung in einem kleinen, neugeschaffenen Aus-
stellungsraum auf der Überführung zwischen
dem Alten und Neuen Museum eine sehr in-
struktive Ausstellung der Sammlung Kluge,
die eingehend über die Arbeitsweisen des Erz-
gusses orientiert, beziehungsweise die Rekon-
struktion, Restaurierung und Konservierung
antiker Bronzeplastiken an Modellen wie Ori-
ginalen aus dem Besitze des Antiquariums
vorführt. — In der Abteilung für ost-
asiati sehe Kunst sind die Neuerwerbun-
gen an Gemälden, Skulpturen und kunstge-
werblichen Arbeiten ausgestellt. Die Gemälde
gehören vorwiegend dem 17. und 18. Jahrhun-
dert an, die Skulpturen, meist Grabbeigaben
aus hartem Ton, entstammen der Wrei-Zeit
(5. bis 6. Jahrhundert) und der T’angperiode
(7. bis g. Jahrhundert). Von den Bronzen ist
der höchst bedeutsame Kasten für Toilettege-
räL und Schmuck aus der Ilandynastie im
Heft 4 des Cicerone eingehend gewürdigt wor-
den. Eine Anzahl von Bronzespiegeln, einige
Silbergeräte und einige frühe Jadearbeiten
runden die Ausstellung ab, auf die wir illu-
strativ noch zurückkommen werden. Im Ne-
benhause zeigt die staatliche Kunstbiblio-
thek die Blätter der ,,Zehnbambushalle“ und
des ,, Senfgartens“, die zum koloristisch
Schönsten, das der chinesische Farbenholz-
schnitt des 17. Jahrhunderts hervorgebracht
hat, gehören.
Und endlich veranstalteten die staatlichen Mu-
seen in den Räumen der Akademie eine Al-
brecht-Dürer -Ausstellung, die den ge-
samten Besitz des preußischen Staates an
Kunstwerken Dürers ausbreitet. Zu den Ge-
mälden Dürers aus dem Kaiser-Friedrich-Mu-
seum gesellt sich das Kasseler Bildnis der Els-
beth Tücher von 1499, zu den hundert Zeich-
nungen des Kupferstichkabinetts, die den Dü-
rer-Blättern der Albertina ebenbürtig sind,
tritt iir chronologischer und lückenloser Folge
das allgemein bekannte Holzschnitt- und Kup-
ferstichwerk des größten deutschen Meisters.
Zu der Eröffnung sprachen Max Liebermann,
Geheimrat Waetzoldt und Minister Dr. Bek-
ker. S
FRANZÖSISCHE BUCHKUNST
AUSSTELLUNG IN BERLIN
Im Antiquitätenhaus Wertheim wurde Mitte
März durch den Herrn Botschafter de Marge-
rie eine Ausstellung moderner französischer
Luxusdrucke eröffnet, an der sich die namhaf-
 
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