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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 7
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Sammler und Markt
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SAMMLER UND MARKT

DER SOGENANNTE VAN THULDEN DER
VERSTEIGERUNG llULDSCHINSKY
VON LUDWIG BURCHARD
Das stattliche und in bemerkenswerter Ein-
fühlung in den Stil des Rubens gemalte Bild
der „Vermählung der Maria von Burgund mit
dem Erzherzog Maximilian“ wird im Verstei-
gerungskatalog der Sammlung Huldschinsky
von folgender Notiz begleitet: „Das Bild ist
offenbar zu dem Triumphbogen gehörig, der
im Jahre i635 beim Einzug des Erzherzogs
Ferdinand in Antwerpen errichtet wurde. Ru-
bens lieferte die Entwürfe, die von seinen
Schülern, darunter van Thulden, ausgeführt
wurden. Caspar Gevartius gab die Folge der
Entwürfe von Rubens in Nachstichen von van
Thulden und anderen heraus. Darin erscheint
die Komposition des Verlobungsbildes als Mit-
telstück einer Triumphbogenkrönung, von van
Thulden radiert.“
So zutreffend diese Notiz im großen und gan-
zen ist, der Name des Malers, unter dem das
Bild geführt wird, bedarf der Korrektur.
Glücklicherweise sind wir für den Namen des
Malers, der das Bild in Wirklichkeit ausge-
führt hat, diesmal nicht auf die Hilfsmittel
der Stilkritik angewiesen, die in solchen Fäl-
len, wo Entwurf und Ausführung auf zweier-
lei Hände zurückgehen, gar zu leicht versagen.
Die Stilkritik kann diesmal den Urkunden das
Wort lassen, zumal die Urkunden mit aller
nur wünschenswerten Bestimmtheit sprechen.
Die „Vermählung der Maria von Burgund“
und eine „Vermählung Philipps des Schönen“
(letztere gegenwärtig unbekannten Aufenthal-
tes) schmückten Vorder- und Rückseite eines
in der „Iluyvettersstrat“ errichteten Triumph-
bogens, den außer diesen beiden Historienbil-
dern noch zweimal sechs Bildnisse von Mit-
gliedern der Häuser Burgund und Österreich
zierten. Wie für sämtliche Bögen, die zum
Einzug des Statthalters Ferdinand errichtet
wurden, stammte auch für diesen Bogen der
Entwurf von Rubens. In die Ausführung in
natürlicher Größe teilten sich die Maler Cor-
nelis de Vos und Jordaens. Sie erhielten für
ihre Arbeit am 26. Juni i635 die Summe von
4200 Gulden, und nachträglich noch am 24- Juli
700 und am 27. Juli 54 Gulden.
Mag man auch zögern, die zwölf Bildnisse des
Bogens als Arbeit des Bildnismalers Cornelis
de Vos gelten zu lassen, und annehmen, daß
beide Maler, De Vos und Jordaens, die Aus-
führung gemeinsam vollzogen haben könnten
(für Cornelis de Vos als Maler der Bildnisse

spricht die Aussage des Kanonikus van Hal-
male, der 1659 zwei dieser Bildnisse als Ar-
beiten des Cornelis de Vos bezeichnet), für
die beiden großen Historienbilder ist Jacob
J o r d a e n s als Maler gesichert. Denn Jordaens
erhielt, als 1637 die Hauptbilder der verschie-
denen Triumphbögen retuschiert wurden, um
dem Statthalter, den der Triumphzug geehrt
hatte, als persönliches Geschenk verehrt zu
werden, am 3o. April dieses Jahres 3oo Gul-
den als Zahlung dafür, daß er die beiden Bil-
der der „Vermählung der Maria von Burgund“
und der „Vermählung Philipps des Schönen“
noch einmal vorgenommen und übergangen
hatte.
Die Urkunden sind im Antwerpsche Archieven-
bkul, Band VI, VII und XIII veröffentlicht,
und Max Rooses hat sie auch in seinem Oeuvre
de Rubens, vol. III, unter den Nummern 77G
und 777 erschöpfend verwertet.
Laut Smith, II, pag. 27 f., nr. g4 und 96, be-
fanden sich die beiden Gemälde i83o im Be-
sitz des Bilderhändlers Noe (unser Bild bei
Smith als nr. 94). Noch 1899 waren die beiden
Bilder beisammen; sic gehörten damals einem
Herrn Simon in Paris, wie Rooses 1906 in sei-
nem Band über Jordaens (S.n5) mitteilt.
Rooses macht an der gleichen Stelle (S. 114)
auch die ebenso richtige wie wichtige Bemer-
kung, daß die Zusammenarbeit an den „Tri-
umphbögen“ des Jahres i635 die erste und ein-
zige Gelegenheit war, die Rubens und Jordaens
gemeinsam an der Arbeit gesehen hat. Überall,
wo man sonst in Werken von Rubens die Hand
von Jordaens mitbeteiligt glaubte, hat. sich
diese Annahme als unhaltbar erwiesen. Der von
Jordaens signierte „Apoll und Marsyas“ für
Torre de la Parada (Prado i55i) spricht nicht
dagegen, da sich bei diesem Bild der Stil von
Jordaens gegenüber dem Stil der Rubensskizze,
die als Vorlage diente, völlig ungehindert
durchgesetzt hat. Als einziges zur Zeit bekann-
tes Beispiel einer gemeinsamen Arbeit von Jor-
daens und Rubens verdient die „Vermählung
der Maria von Burgund“ aus der Sammlung
Huldschinsky besondere Aufmerksamkeit.
DER KATALOG DER SAMMLUNG OSCAR
HULDSCHINSKY
Nun liegt dieses unvergleichliche Dokument
deutscher Buchkunst vor, ein Band, würdig
des edelen Inhaltes, den er behandelt. Es dürfte
— selbst in Amerika nicht — kaum einen Ver-
steigerungskatalog geben, der diesem an Vor-
nehmheit der Ausstattung, an Reichtum des

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