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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 10
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0372
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RUNDSCHAU

ITALIENISCHE BILDER IM NEW YORKER
KUNSTHANDEL
In den schönen Räumen ihrer New Yorker
Filiale, die die Münchner Kunsthandlung A.
S. Drey in der 5. Avenue eröffnet hat, sah
man vor kurzem ein 61X77 cm großes Jlaus-
altärchen des in Amerika bereits mit mehreren
Werken vertretenen Florentiner Malers Neri
di Ricci. Bilder von ihm sind u. a. in der Jar-
ves-Sammlung der Jale-Universität, in der
John C. Johnson-Sammlung in Philadelphia,
im Detroiter Institute of Arts (ein großes Al-
tarbild aus der Basilica Santo Spirito in Flo-
renz mit dem Tobias und den Erzengeln) und
bei Colonel Michael Friedsam zu finden. Das
Dreysche Bild (Abb.) ist ein typisches Werk
dieses für seine Zeit zwar hyperkonservativen,
ja reaktionären, dafür aber technisch glänzen-
den Meisters. Die Figuren des Dreyschen Bil-
des sind mit ihrem etwas ausgeprägten Kinn,
den schwergebildeten Nasen und ein wenig
starren Blicken charakteristische Gebilde die-
ses interessanten Künstlers, der dem Ge-
schmacke amerikanischer Sammler sicherlich
sehr entgegenkommt.

In der früher bereits erwähnten Ausstellung
venezianischer Malerei hei Agnew in deren
New Yorker Galerie war auch das Bildnis eines
j ungen V enezianers von Andrea Solar io
zu sehen, das diesen Meister auf das glän-
zendste vertrat (Abb.), Es ist ganz auf den
Gegensatz von tiefem, meisterhaft behandel-
tem Schwarz in Kleidung und Hintergrund
und dem blühenden Inkarnat mit dem Blau
der Augen wie dem von spielenden Lichtern
durchsetzten Goldhaar gestellt. Die Modellie-
rung der Züge, des feingeschwungenen Mun-
des, der kräftigen Nase und des festen Kin-
nes sowie die Monumentalität des Bildnisses
erweisen Solario als den wahren Schüler
des Giovanni Bellini und des Antonello da
Messina. Das Gemälde gehört offenkundig der
venezianischen Periode Solarios an und ist mit-
hin im Anfang der 90er Jahre des i5. Jahr-
hunderts entstanden. Es kann in der Behand-
lung der Figur und des Gesichtes mit dem
Bildnis des Christoforo Longono in der Lon-
doner National Gallery verglichen werden.
Seine Größe ist 12 X icü/2 inches und seine Er-
haltung vorzüglich. Es stammt aus der Samm-
 
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