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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 17
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Kunst-Literatur
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KUNST-LITERATUR

OTTO v. FALKE: ALTE GOLDSCHMIEDE-
WERKE IM ZÜRCHER KUNSTHAUS.
Einführung und Reschreibung der Samm-
lung im Landolthaus (Zürcher Kunsthaus).
Mit 126 Tafeln. Rascher & Co., A.-G., Ver-
lag. Zürich und Leipzig 1928. Photographi-
sche Aufnahmen und Druck von Brunner
& Co., A.-G., Zürich. 4°-
Es ist gewiß ein seltener Ausnahmefall, daß in
unserer Zeit, im Verlauf von noch nicht ein-

Buchdeckel mit Grubenschmelz. Limoges, 13. Jahrh.
Aus der Sammlung alter Goldschmiedewerke
im Kunsthaus Zürich

mal anderthalb Jahrzehnten, von einem Pri-
vatmann eine Sammlung von Goldschmiede-
arbeiten geschaffen wurde, in der sich an zahl-
reichen trefflichen Beispielen die Entwicklung
dieser Kunst in West- und Mitteleuropa von
der romanischen Epoche bis in das 19. Jahr-
hundert hinein verfolgen läßt. Und ebenso
ungewöhnlich ist es, daß für den Katalog die-
ser Sammlung ein Fachmann von dem umfas-
senden Wissen, dem erstaunlichen Gedächtnis,
der sich auf keinerlei Ilypothesen-
kram einlassenden, unbeirrbaren
Forschungsmethode und der mu-
seologischen Praxis eines Otto v.
Falke gewonnen werden konnte.
Die Sammlung, die jetzt im Zür-
cher Kunsthaus fünf größere Räu-
me füllt, ist Eigentum des Herrn
Alfred Rütschi in Zürich, der
aber auch bereits in früher Jugend
zu der Einsicht gelangte, „daß der
Besitz hervorragender Kunstwer-
ke wohl den Besitzer beglücken
dürfe, ihn aber auch moralisch
verpflichte, andere Kunstfreunde
mitgenießen zu lassen“. Diese
treffliche Gesinnung hat der groß-
zügige Schweizer Sammler nun
schon seit mehreren Jahren durch
seine Leihgabe an die Öffentlich-
keit in anerkennenswerter Weise
betätigt.
Das uns jetzt vorliegende umfang-
reiche Tafel werk bietet in der
„Einführung“, der dann im zwei-
ten Hauptteil die Gruppierung der
einzelnen Stücke im wesentlichen
entspricht, zunächst eine knapp
und präzis gehaltene Geschichts-
darstellung der Emailarbeiten des
Mittelalters und der Renaissance,
ihrer Technik und der verschiede-
nen Schulen, in deren Kenntnis
der Verfasser ja die erste Autori-
tät ist. In der Sammlung Rütschi
ragt darunter als ältestes Stück ein
Brustbild des heiligen Petrus in
Zellenschmelz auf Gold, georgisch,
11. bis 12. Jahrhundert (Tafel i5,
Nr. 42) besonders hervor; unter
den diese Technik ablösenden Gru-
benschmelzarbeiten auf Kupfer
sodann eine Reliquienstatuette der
Muttergottes, Limoges, i3. Jahr-
hundert (Tafel 1, Nr. 1), die

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