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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 22
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Avermaete, Roger: James Ensor / Der Graphiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0759
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James Ensor Peste dessous, peste dessus, peste partout

JAMES ENSOR / DER GRAPHIKER
VON ROGER AVERMAETE
In Belgien ist der Bürger den Neuerern der Kunst noch nicht gewogen. Trotz-
dem muß man feststellen, daß er seinen Sarkasmen einen Dämpfer aufgesetzt
hat, weniger, wie es scheint, aus fortgeschrittenem Verständnis als aus der un-
bestimmten Furcht heraus, sich lächerlich zu machen, was, wenn es auch nicht
wahrscheinlich, so doch möglich sein könnte. Selbst für einen Dummkopf ist
der Zweifel der Weisheit Anfang, und nichts ist geeigneter, einen hohlen Kopf
aus dem Gleichgewicht zu bringen als der Lärm, der um eine Fahne herum
entsteht, und wäre es auch nur um ein »Fähnlein«. Die heutige Generation
verstellt diesen psychologischen Faktor besser. James Ensor, der große Einsame,
hat bis zum Ende seiner Laufbahn warten müssen, damit sich die wegen seines
eigenartigen Talentes um ihn her entstandenen Stürme beruhigten. Der Lärm
der Jungen, die ihn zu einem ihrer wenigen Bannerträger erwählten, hat hierzu
jedoch nicht beigetragen.
James Ensor war ein Revolutionär in der Malerei. Hat er doch im Jahre 1911
mit einer gewissen Selbstzufriedenheit geschrieben: »Meine ständigen Be-
strebungen, heute verhimmelt, haben den Haß meiner im Schneckentempo
folgenden, ewig überholten Nachtreter entfacht. Wie soll man sich die An-
erkennung eines Eemonniere, Mauclaire usw. erklären, da ich doch vor 50 Jahren,
lange vor Vuillard, Bonnard, van Gogh und den Luministen alle modernen
Probleme, den ganzen Einfluß des Lichtes, die Befreiung der Erscheinung
aufgezeigt habe«.

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