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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 1
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Friedländer, Max J.: Die Sammlung Oscar Huldschinsky
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0029
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Hans Holbein d. J. Brustbild einer jungen Frau
Eichenholz. Rund 11 cm

DIE SAMMLUNG OSCAR HULDSCHINSKY
VON MAX J. FRIEDLÄNDER
Der deutsche Kunstfreund ist seit 1918 einigermaßen abgehärtet worden gegen
Trauerkunden und schmerzliche Aufregungen. Der private Besitz, soweit es
sich um Gemälde alter Meister handelt, löst sich auf, namentlich der Berliner
Besitz. Und anderswo in Deutschland war nicht viel zu zerstören. Man tröste
sich ja nicht mit der Vorstellung von einer Verschiebung des Kunstgutes inner-
halb Deutschlands. Das Beste, mit vereinzelten Ausnahmen, geht nach Amerika,
nach Holland und anderswohin. Deutschland vermag fast nichts festzuhalten.
Freilich der Kunsthandel in Berlin hat viel Intelligenz in sich aufgenommen,
ist aktiv geworden, aber seine gesteigerte Rührigkeit beschleunigt nur den Pro-
zeß der Aufsaugung. Es gibt in Deutschland kaum noch kaufkräftige, ernste
und konsequente Sammler alter Kunst. Und die Museen schauen resigniert
zu, da es ihnen an Gönnern fehlt, und die Behörden unter den gegebenen wirt-
schaftlichen Verhältnissen nichts tun zu dürfen glauben. Ein schlechter Trost,
daß auch der stolze britische Kunstbesitz in beschleunigtem Tempo abbröckelt.
Ein besserer Trost, daß der öffentliche Besitz bei uns vergleichsweise reich ist
und wenig gelitten hat. Manches allerdings hat selbst der öffentliche Besitz
hergeben müssen. Der Vertrag von Versailles hat uns die Flügel des Genter
Altares genommen. Oldenburg, Hannover (Provinzialmuseum), Dessau (goti-
sches Haus), Dresden (die zweite Kupferstichsammlung), Schwerin (die Kupfer-
stichsammlung) haben Verluste zu beklagen, nicht ohne die Schuld der staat-
lichen Kunstverwaltung. Ein Kapitel für sich: die zumeist törichten Tausch-
geschäfte, auf die sich die Museen während der Inflation, damit überhaupt etwas
geschehe, eingelassen haben. Immerhin das Wesentliche steht unerschüttert.

1 Der Cicerone, XX. Jahrg., Heft l

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