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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 15
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Asiatische Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0552
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ASIATISCHE KUNST-LITERATUR

A.v.LE COQ, BILDERATLAS ZUR KUNST-
UND KULTURGESCHICHTE MITTEL-
ASIENS. Mit 2 2 5 Abbildungen. — Dietrich
Reimer, Ernst Yohsen, Berlin.
In diesem Bilderatlas hat einer der besten
Kenner der alten mittelasiatischen Kultur eine
Anzahl von mittelasiatischen Dingen zusam-
mengestellt, die ihm „eines eingehenden Stu-
diums würdig zu sein scheinen: Gewänder,
Waffen, Ausrüstungsstücke, bildliche Darstel-
lungen und dgl. westlichen Ursprungs, die
nach dem Osten, östlichen Ursprungs, die nach
dem Westen gelangt sind und in ihrer neuen
Umgebung neue Entwickelungen durchge-
macht oder veranlaßt haben.“ Manches er-
scheint hier zum ersten Male. Anderes war
nur in „kostspieligen und vergriffenen Pracht-
werken“ veröffentlicht. Nicht minder wert-
voll und anregend als die Bilder sind die Er-
läuterungen, mit denen v. L e C o q sie beglei-
tet. Daß zwischen den asiatischen und den eu-
ropäischen Völkern ein sehr umfassender und
bedeutender Austausch von Kulturgütern
stattgefunden hat, kann heute kaum noch be-
stritten werden. Aber manche Einzelheit er-
fordert doch nähere Prüfung. Man darf z. B.
noch zweifeln, ob die hellenistischen Einflüsse
auf die ostasiatische Kunst die Wirkung und

Bedeutung gehabt haben, die Le Coq ihnen
zuschreibt, der den Chinesen nicht einmal die
selbständige Erfindung ihrer Drachenfiguren
lassen will. Drachenfiguren, und zwar solche,
die den späteren „offiziellen Zeichen der kai-
serlichen Macht“ ähnlich sind, kommen auf
Bronze- und Jadegeräten vor, die der chine-
sischen Tradition wie dem Anscheine nach
vor dem Eindringen der hellenistischen Kul-
tur in Mittel- und Ostasien entstanden sind.
Es wäre auch höchst seltsam, wenn ein bild-
nerisch so stark und eigenartig begabtes Volk
wie das chinesische auf fremde Hilfe gewar-
tet hätte, um der Vorstellung des Drachen,
die seit der Urzeit in seiner Phantasie lebte
und herrschte, eine künstlerische Prägung zu
geben. Daß die buddhistische Kunst der Chi-
nesen der hellenistisch-indischen viel ver-
dankt, ist gewiß; sie hat aber die fremden
Formen nicht nach-, sondern umgebildet und
damit durchaus chinesiert, so daß wie v. Le
Coq selbst sagt, „der westliche Ursprung der
Typen nicht ohne weiteres zu erkennen ist“
(S. 7). Es scheint mir auch noch nicht völlig
ausgemacht, daß bei dieser Umbildung „Miß-
verständnisse“ hellenistischer Formen einen
so großen Anteil haben, wie v. Le Coq mit
Grünwedel annimmt. E. Grosse p


518

Bemalte Keramik der Steinzeit. Chin Wang Chai, Provinz Honan, China
Aus dem I. Halbband 1927 des Jahrbuchs für prähistorische und ethnographische
Kunst (Ipek). Verlag Klinkhardt & Biermann, Leipzig
 
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