i Karl Blechen. Strand mit Fischern und Fischerbooten. Aquarell 35x22 cm
Aus der Sammlung Brose. Versteigerung bei Hollstein & Puppel, Berlin W15, Oktober 1928
SAMMLER UND MARKT
DIE PORZELLANSAMMLUNG OSTER-
MANN
Zur Versteigerung durch Helbing-
Cassirer -vom 30. Oktober bis 2. No-
vember in Berlin
In letzter Zeit ist keine Porzellansammlung
auf den Markt gekommen, die mit Recht eine
solche Bedeutung beanspruchen darf, wie es
bei der Sammlung Ostermann der Fall ist. Es
ist nicht allein der Umfang der Kollektion, die
fast dreitausend Stücke umfaßt, sondern die Art
der Auswahl, die der Sammlung eine Sonder-
stellung verschafft. Den Hauptbestand machen
die Gefäße, vor allem die Tassen, aus, nicht
wie gewöhnlich die figürliche Plastik.
Die Spezialsammlung Ostermanns an Tassen isL
vielleicht die größte, die sich in deutschem Pri-
vatbesitz befindet. An erster Stelle stehen die
Meißner Tassen, deren schönste den ersten
Jahrzehnten der Meißner Manufaktur ange-
hören. Sie beginnen mit bemalten Gefäßen aus
der Zeit Böttchers, denen sich Tassen mit in
radiertem Gold ausgeführten Chinoiserien aus
der Zeit Böttchers und eine Anzahl von bun-
ten Chinesenmalereien Johann Gregor Herolds
und seiner Schule anschließen. Eine zweite
Gruppe ostasiatisehen Charakters wird durch
eine Reihe dem japanischen Aritaporzellan
nachgeahmter Gefäße repräsentiert.
Daneben erscheinen auf den Tassen, in der
Entwicklung fortschreitend, polychrom oder
einfarbig ausgeführte Bildchen mit europä-
ischen Darstellungen, seien es nun niederlän-
dische Hafenszenen, Landschaften mit figür-
licher Staffage, Jagdbilder und Reilergefechte
nach Rugendas und Wouwerman oder gesel-
lige Gruppen im Freien nach Watteau, gleich-
viel, überall ist die virtuose Miniaturmalerei,
die sich in der Mannigfaltigkeit der figürli-
chen, landschaftlichen und ornamentalen De-
tails ausspricht, gleich bewundernswert. Be-
sondere Aufmerksamkeit verdient die Gruppe
der sogenannten Fondporzellane, d. h. Ge-
schirre mit farbigem Grund und weiß ausge-
sparten Feldern, in denen Malereien verschie-
dener Art stehen. Die Sammlung Ostermann
enthält davon ein halbes Hundert an Schön-
heit kaum zu über treffende Stücke. Nicht min-
der interessant ist die außerordentlich reiche
Abteilung von Hausmalerporzellanen.
Diese sogenannten Hausmaler (Chambrelans)
dekorierten etwa seit der Mitte der zwanziger
Jahre des 18. Jahrhunderts auf eigene Rech-
nung weißes Porzellan und waren eine nicht
zu verachtende Konkurrenz für die Manufak-
turen. Die Sammlung Ostermann enthält
hausgemalte Stücke von dem Breslauer Preuss-
ler, von dem Augsburger Aufenwerth u. a.,
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