E. Mendelsohn Pavillon des Verlages Mosse
Pressa, Köln
DIE KUNST AUF DER »PRESSA«
VON PAUL FERD. SCHMIDT
Das ist eine der sonderbarsten Ausstellungen, die unsere ausstellungswütige
Zeit gemacht hat. Man kann Bücher ausstellen, Plakate und Akzidenzdrücke;
aber der Presse selber, dem abstrakten Gebilde, das Produzent und nicht etwa
Produkt ist, einen Tempel der Anschauung zu errichten, blieb der Stadt Köln
Vorbehalten.
Ganz prächtig sind Terrain und Lage ausgewählt, am rechten Rheinufer, mit
dem fulminanten Blick auf das türmereiche Mittelalter der heiligen Stadt, be-
kannt schon von der letzten Werkbundschau her, die eine Große Zeit sehr jäh
mit ihren höheren Aspirationen entzweigeschlagen hatte. Von der Deutzer
Kürassierkaserne an ziehen sich fast zwei Kilometer rheinabwärts die Paläste
der großen europäisch-kölnischen Eitelkeit, in denen mit endlosen Statistiken,
Bilderbogen und anderen fröhlichen Mätzchen für den staunenden Laien die
Bedeutung der Presse mit ihren Anhängseln drastisch veranschaulicht wird.
Es ist ein großes Kino des Nichtsichtbaren, des Bloßlesbaren, also einer Vor-
stellungswelt, die sich in Andeutungen erschöpft und darum soviel glitzerndes
Brimborium braucht, von dem man schon nach einer Viertelstunde das Gähnen
kriegt, ohne aber, bei lebhaftestem Tempo, früher als mit sechs geschlagenen
Besichtigungsstunden fertig zu werden.
Leider drückt sich die günstige Lage nicht in der Gesamtdisposition der Bauten
aus. Es gibt keine Hauptachse, planlos sind und ohne räumliche Beziehung zu-
einander Staatenhaus (mit einem nirgendwo hinführenden Triumphbogen),
Rheinterrassen, Spezialbauten und Vergnügungspark auf dem weiten Gelände
herumgestreut.
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