Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0103
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Heft 2
DOI article:Rundschau
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Vincent van Gogh Bauerngehöft. Auvers 1890
Aus der Van Gogh-Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin
in Schwaben entstanden; die beiden Heiligen
Laurentius und Stephanus in Gewändern mit
lebhaft knittrigen Falten in der Art des kurz
nach i5oo tätigen Meisters von Heiligenblut
(Südtirol); eine um 1620 in Augsburg entstan-
dene Marienkrönung, die leider ihre alte
Fassung bis auf geringe Reste verloren hat;
eine stehende Madonna aus Köln vom
Ende des i4. Jahrhunderts, deren Typus in
zahlreichen freien Repliken vorkommt; eine
leidenschaftlich bewegte, kleine Holzfigur eines
Schächers am Kreuz der Schule vonKal-
kar um iÖ20.
Unter den Gemälden fällt vor allem der an
neapolitanische Bilder der Mitte des i5. Jahr-
hunderts anklingende Hieronymus im Ge-
häus auf, der im Katalog wohl fälschlich zu
der Schule von Avignon in Beziehung gebracht
wird. Das Bild, noch heute in seinem alten,
oben baldachinartigen Rahmen, zeichnet sich
durch kräftiges Kolorit vor hellem grau-wei-
ßem Grund wie durch feine, stillebenhaft sach-
liche Darstellung aus (Abb.). Eine nicht im
Katalog enthaltene Anbetung der Kö-
nige, die einem schwäbischen Künstler um
145o zugeschrieben wird, ist eher tirolischen,
bzw. salzburgischen Ursprungs. Von guter Er-
haltung ist die Madonna des um 146o in Köln
unter niederländischem Einfluß tätigen Mei-
sters der Verherrlichung Mariae; inter-
essant der Tod Mariae des ebenfalls an nieder-
ländischer Kunst geschulten Meisters des
Schottenaltars, ein Bild, dessen Rück-
seite sich in der Wiener Galerie befindet.
Schließlich zwei Bildnisse: das Porträt einer
jungen Frau in reicher Tracht von Lucas
C r a n a c h und das in schwarz, rot, weiß ge-
haltene Brustbild eines bärtigen Mannes eines
niederdeutschen Meisters um i53o,
der in der Weise des Ludger tom Ring arbei-
tete.
In der Kunsthandlung Hugo Perls findet
eine Ausstellung altdeutscher und
altniederländischer Gemälde des 15.
und 16. Jahrhunderts statt. Der von M- J.
Friedländer eingeleitete Katalog verzeichnet
Gemälde von Christoph Amberger, Jörg Breu,
Lucas Cranach, dem Meister von Frankfurt,
Marten van Ileemskerck, Hans von Kuhnbach,
Quentin Massys, dem Meister des Marienlebens,
Hans Muelich, Jan Mostaert, Michael Pacher,
Wolf Traut u.a. S
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