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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0106
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Eduard Arnthal Junges Mädchen
Ausgestellt in der Galerie Fleclitheim, Berlin

Zandvoort“: eine enge, blanke, helle, hol-
ländische Gasse, angefüllt mit froher Bewe-
gung und köstlich gestufter Farbigkeit, dabei
chronikhaft wie das Bild eines alten Meisters.
Aus späterer Zeit flotte, skizzenhafte Bilder,
ein „Konzert“ mit einem gedrängten Men-
schenknäuel in einer Menzel ähnlichen Auf-
fassung und ,,Im Theater“, ein Ausschnitt aus
Bühne, Proszenium und Zuschauerraum von
kühnen Kontrasten des Hell und Dunkel.

Aus der letzten Epoche fällt der an Farben
und Formen üppige „Wanseegarten mit Haus“
aus dem Jahre 26 auf, der mit großzüziger
Vehemenz hingemalt ist. In dem „Tiergarten“
aus dem Jahre 23 leuchtet die Sonne aus grü-
nen Zweigen der Bäume hervor über Equipage,
Reiterinnen, Spaziergänger und aufgespannte
Sonnenschirme, funkelt auf dem Boden auf,
tanzt über die Welt. Verwobenheit von Mensch

und Landschaft aller da seienden Gestalt.
Lichtvolle Atmosphäre über allem Irdischen.
Ein überströmendes Bekenntnis zu jenem le-
bensbejahenden Pantheismus, dem die Natur

„Gott“ bedeutete.

Sascha Schwabacher

NOLD E-AU S STELLUNG IN FRANKFURT
Der Frankfurter Kunstverein hat eine so um-
fassende Schau von Emil Nolde aus Anlaß sei-
nes 60. Geburtstages entbreitet (von i8g5 bis
1927), wie sie Frankfurt noch nicht erlebt hat.
Außerdem zeigt Schames bei Voigtländer eine
Ausstellung von Aquarellen und Zeichnungen
des Künstlers.
Schon die selten zu sehenden, frühen Werke
aus den Jahren i8(j5 bis 190/1, in denen Nolde
noch eine impressionistische Sprache führte,
wirken wie (‘ine Manifestation des van Gogh-
sclien Salzes „Farbe sagt etwas durch sich
selbst“.
Es erübrigt sich, in dieser Zeitschrift auf das
Oeuvre einzugehen, von dem ein beträchtlicher
Teil von der Dresdener Jubiläumsausstellung
her bekannt ist. Es sei nur das monumentalste
Werk, der neunteilige Altar mit der „Kreuzi-
gung Christi“ in der Mitte aus dem Jahre 1912
erwähnt. Zugegeben, daß die verschiedenen
Bilder von ungleichartiger Gestaltungskraft
sind. Aber man sieht diese gleichsam aus Farbe
geborenen Schilderungen mit derselben Lust,
mit der ein Kind ein farbiges Heiligenbild
anstaunt. Die Welt ist wieder voll Wunder
und Zauberei, ein König aus dem Orient von
märchenhaft mystischer Prächtigkeit. „Hei-
lige Nacht“ und „Die Anbetung der drei
Könige“ haben die legendäre Entrückung und
Anschauungskraft, wie sie nur eine unmittel-
bare und naive Schöpfungskraft erfinden kann,.
Bei Schames stammen die stärksten Blätter
noch von Noldes Südseereise (1924): aus Dun-
kelheit aufglühende, braungoldene Köpfe. Da-
neben Arbeiten des letzten Jahrzehntes. Auf-
fallend die spanische Varietekünstlerin aus
Geld und Orange leuchtend und der Profil-
kopf einer Frau mit rotvioletten Lippen zwi-
schen himbeerenem Gewand und blauschwar-
zen Haaren. Sascha Schwabacher
HOLLÄNDISCHE MALEREI IN DER
BORGHESEGALERIE
Für die Zeit vom 18. Februar bis zum 18.
Ap ril ist eine Ausstellung holländischer Male-
rei in einigen Räumen der Borghesegalerie ge-
plant. Sowohl die öffentlichen wie die priva-
ten Sammlungen von Holland, Italien und der
anderen Staaten Europas werden eine größere
Anzahl von Bildern aus ihren Beständen her-
leihen. Es ist mit Sicherheit damit zu rech-
nen, daß etwa ein Dutzend von Werken Rem-
brandts und drei Hauptwerke von Frans Hals,
der sonst in öffentlichen Sammlungen Italiens
nicht vertreten ist, zur Ausstellung kommen

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