Bild von ungeheurer Eindringlichkeit. Am An-
fänge stehen warme, tonige Aquarelle der 70 er
und 80 er Jahre und eine Gardaseelandschaft
i883 voll romantischer Stimmung. Wieder er-
weist sich das Bildnis des Vaters von 1887 als
eine Leistung von größtem Ausmaße. Mark-
steine der künstlerischen Entwicklung sind der
Ohm Friedrich von 1900 und das Selbstpor-
trät mit dem roten Tuch von 1909, das eine
Welt von dem Selbstbildnis mit dem Hut von
1912 zu trennen scheint. Und doch bildet ge-
rade es den Auftakt zu dem, was man heute
unter Corinth begreift. Von den Bildern der
Spätzeit seien nur das Porträt der Schwieger-
mutter, Susanna und die beiden Alten und der
Ecce homo herausgegriffen. Unvergleichliche
Höhepunkte bilden das Berliner Schloß und
eine Walchenseelandschaft in ungewöhnlichem
Hochformat, denen sich ein Stilleben, Weiße
Rosen (der Konfirmationsstrauß), zur Seite
stellt. Die Krönung der Ausstellung aber ist
das letzte Selbstbildnis.
Gleichzeitig findet in der neuen Galerie Kat-
zer eine Ausstellung Hannoverscher Künstler
statt, die durch geschickte Auswahl einen Quer-
schnitt durch das Kunstschaffen Hannovers
legt. Es ist diesem Unternehmen, das, wie man
Emilio Malerba t Giovanetta
Aus der vom Leipziger Kunstverein zusammenge-
stellten Ausstellung: Neue norditalienischeMalerei
(Novecento italiano)
hört, allerlei große Pläne hat, nur zu wün-
schen, daß es in Hannover den Widerhall fin-
det, den es verdient. St
LEIPZIG
Nach einer umfangreichen, höchst interessan-
ten Ausstellung, die die ,,Wege jüngster deut-
scher Malerei und Zeichnung“ sehr prägnant
aufzeichnete, soweit es sich um die gegenstands-
betonte Malerei und Zeichnung handelte, hat
der Leipziger Kunst verein als will-
kommene Ergänzung und Erweiterung dieses
Unternehmens eine Zusammenstellung von
,,Neuer italienischer Malerei“ (Novecento ita-
liano) geboten, die durchweg ein sehr beacht-
liches Niveau zeigt. Hier ist fast durchgehend
neues Bildmaterial zu sehen, das bisher auf
den außeritalienischen Ausstellungen noch nicht
gezeigt wurde. Bei der Auswahl konnten die
Erfahrungen der Ausstellungen in Zürich und
Hamburg glücklich verwertet werden, so daß
ein erfreuliches und lebendiges Ganzes entstan-
den ist.
Von den namhafteren Künstlern sind G a r r ä
auch mit früheren Arbeiten, die die Entwick-
lungsphase des Künstlers aus der Zeit der ,,Va-
lori plastici“ anzeigen, und Chirico mit ei-
nigen seiner neuesten Konfigurationen vertre-
ten, die den seltsamen Einfluß der modernen
Pariser Malerei aufweisen. Casorati kommt
leider nicht ganz seiner Bedeutung entsprechend
zur Geltung, während die Werke von dem früh
verstorbenen Malerba, von Ubaldo 0 p p i,
Pratelli und Salietti den überzeugenden
Eindruck hinterlassen, daß die neue italieni-
sche Malerei auch über rein malerische Kräfte
verfügt, die sich nicht nur wie der hochbegabte
Campigli auf dem allgemein bedeutsamen
Niveau europäischer Malerei bewegen, sondern
die mit dem frohen Bewußtsein einer großen
Tradition und einer neuen Zukunft den typi-
schen Charakter ihrer Nation zu wahren su-
chen. Die Ausstellung zeigt, wie die vorange-
gangene deutsche Parallelausstellung, vornehm-
lich Künstler aus der Generation der /io jähri-
gen. Als reiner, sehr überzeugender Impressio-
nist figuriert Arturo Tosi mit einigen von
sehr lebendiger Naturanschauung getragenen
Landschaften.
Gleichzeitig mit der Ausstellung der jungen
Italiener hat der Leipziger Kunstverein eine
interessante Sammlung von ,,Altchinesischen
Malereien und Farbholzschnitten“ in einem
Sonderraum gruppiert. Die Ausstellung erhält
dadurch eine besondere Bedeutung, daß hier
zum ersten Male von dem lehrhaften Haupt-
werk des chinesischen Farbdruckes, dem ,,Senf-
78
fänge stehen warme, tonige Aquarelle der 70 er
und 80 er Jahre und eine Gardaseelandschaft
i883 voll romantischer Stimmung. Wieder er-
weist sich das Bildnis des Vaters von 1887 als
eine Leistung von größtem Ausmaße. Mark-
steine der künstlerischen Entwicklung sind der
Ohm Friedrich von 1900 und das Selbstpor-
trät mit dem roten Tuch von 1909, das eine
Welt von dem Selbstbildnis mit dem Hut von
1912 zu trennen scheint. Und doch bildet ge-
rade es den Auftakt zu dem, was man heute
unter Corinth begreift. Von den Bildern der
Spätzeit seien nur das Porträt der Schwieger-
mutter, Susanna und die beiden Alten und der
Ecce homo herausgegriffen. Unvergleichliche
Höhepunkte bilden das Berliner Schloß und
eine Walchenseelandschaft in ungewöhnlichem
Hochformat, denen sich ein Stilleben, Weiße
Rosen (der Konfirmationsstrauß), zur Seite
stellt. Die Krönung der Ausstellung aber ist
das letzte Selbstbildnis.
Gleichzeitig findet in der neuen Galerie Kat-
zer eine Ausstellung Hannoverscher Künstler
statt, die durch geschickte Auswahl einen Quer-
schnitt durch das Kunstschaffen Hannovers
legt. Es ist diesem Unternehmen, das, wie man
Emilio Malerba t Giovanetta
Aus der vom Leipziger Kunstverein zusammenge-
stellten Ausstellung: Neue norditalienischeMalerei
(Novecento italiano)
hört, allerlei große Pläne hat, nur zu wün-
schen, daß es in Hannover den Widerhall fin-
det, den es verdient. St
LEIPZIG
Nach einer umfangreichen, höchst interessan-
ten Ausstellung, die die ,,Wege jüngster deut-
scher Malerei und Zeichnung“ sehr prägnant
aufzeichnete, soweit es sich um die gegenstands-
betonte Malerei und Zeichnung handelte, hat
der Leipziger Kunst verein als will-
kommene Ergänzung und Erweiterung dieses
Unternehmens eine Zusammenstellung von
,,Neuer italienischer Malerei“ (Novecento ita-
liano) geboten, die durchweg ein sehr beacht-
liches Niveau zeigt. Hier ist fast durchgehend
neues Bildmaterial zu sehen, das bisher auf
den außeritalienischen Ausstellungen noch nicht
gezeigt wurde. Bei der Auswahl konnten die
Erfahrungen der Ausstellungen in Zürich und
Hamburg glücklich verwertet werden, so daß
ein erfreuliches und lebendiges Ganzes entstan-
den ist.
Von den namhafteren Künstlern sind G a r r ä
auch mit früheren Arbeiten, die die Entwick-
lungsphase des Künstlers aus der Zeit der ,,Va-
lori plastici“ anzeigen, und Chirico mit ei-
nigen seiner neuesten Konfigurationen vertre-
ten, die den seltsamen Einfluß der modernen
Pariser Malerei aufweisen. Casorati kommt
leider nicht ganz seiner Bedeutung entsprechend
zur Geltung, während die Werke von dem früh
verstorbenen Malerba, von Ubaldo 0 p p i,
Pratelli und Salietti den überzeugenden
Eindruck hinterlassen, daß die neue italieni-
sche Malerei auch über rein malerische Kräfte
verfügt, die sich nicht nur wie der hochbegabte
Campigli auf dem allgemein bedeutsamen
Niveau europäischer Malerei bewegen, sondern
die mit dem frohen Bewußtsein einer großen
Tradition und einer neuen Zukunft den typi-
schen Charakter ihrer Nation zu wahren su-
chen. Die Ausstellung zeigt, wie die vorange-
gangene deutsche Parallelausstellung, vornehm-
lich Künstler aus der Generation der /io jähri-
gen. Als reiner, sehr überzeugender Impressio-
nist figuriert Arturo Tosi mit einigen von
sehr lebendiger Naturanschauung getragenen
Landschaften.
Gleichzeitig mit der Ausstellung der jungen
Italiener hat der Leipziger Kunstverein eine
interessante Sammlung von ,,Altchinesischen
Malereien und Farbholzschnitten“ in einem
Sonderraum gruppiert. Die Ausstellung erhält
dadurch eine besondere Bedeutung, daß hier
zum ersten Male von dem lehrhaften Haupt-
werk des chinesischen Farbdruckes, dem ,,Senf-
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