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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 2
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0112
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macht worden. Diese Sammlung wird ja be-
kanntlich später eine öffentliche werden.
Auf dem Auktionsmarkt fanden während
der letzten Monate vor allem zwei wichtige
Ereignisse statt: die Versteigerung der Chiesa-
sammlung in den American Art Galle-
ries und die der Dr. Stillwell-Sammlung in
den Anderson Galleries. Die ersterc um-
faßte nur Gemälde und war der letzte Teil der
umfangreichen Sammlung aus Mailand. Ne-
ben einigen bedeutenden Tintorettos und an-
deren italienischen Meistern waren auf ihr von

besonderem Interesse zwei ganz vorzügliche
Bildnisse — Pendants — des wenig bekannten
Kölner Malers aus dem 17.Jahrhundert, Franz
Kessler, die Adolph Münster und seine Gemah-
lin Maria darstellen und beide die Jahreszahl
i645 tragen. Das eine kostete $900, das an-
dere $950. Ein Triptych der Kölner Schule
des i5. Jahrhunderts, das Kleinbergers an-
kauften, brachte es auf $2800.
Die Stillwell-Sammlung war für New York
fast ein Unikum. Dr. Still well hatte sie völlig
aus Liebhaberei in langen Jahren meist durch
eigne Einkäufe in Europa zusam-
mengebracht, wobei er sich auf sein
eignes Urteil und seinen eigenen Ge-
schmack verlassen hatte. So herrsch-
te in ihr etwas von einer europäi-
schen Atmosphäre und der Geist ei-
ner besonderen, eigenwilligen Per-
sönlichkeit. Da ihm keine Itiesen-
mittel zur Verfügung standen, ent-
hielt seine Sammlung kaum ein
Werk allerhöchster Bedeutung, da-
für aber um so mehr solche von
Qualität und großem Interesse. Sei-
ne Liebe hatte vor allem den mit-
telalterlichen Holzskulpturen gegol-
ten, und so manches Stück hatte er
in München und in Tirol erstan-
den, darunter einige, zum minde-
sten der Werkstatt Biemenschnei-
clers und anderer großen Meister
angehörige Werke von trefflicher
Qualität. Aber er besaß auch eine
ganze Anzahl hervorragender Ge-
mälde, von denen freilich viele
„spekulativ“ waren. Da nur weni-
ge von hiesigen Händlern stamm-
ten, meist von Kleinbergers, so war
es eigentlich auch nur diese Firma,
die sich veranlaßt fühlte, die von
ihr seinerzeit verkauften Werke zu-
rückzuerstehen, während sonst die
Auktion nicht die Unterstützung
des hiesigen Handels fand und des-
halb viele Stücke verhältnismäßig
billig abgingen. Brummer erstand,
zum Teil um ein billiges Geld, eine
größere Zahl der Holzskulpturen.
Von den kunstgewerblichen Gegen-
ständen der in ihrem ersten Teil
Nummern umfassenden
Sammlung errangen einige recht
hohe Preise, namentlich mehrere
sehr seltene Stücke wie der vom
Metropolitan - Museum erworbene
große braune Kury von Baldem Me-


Siehe Henri Stein »Augustin Pajou«, 1912, Tafel II. Aus-
gestellt im Salon, Paris 1789. Sammlungen Mme. Lelong,
Princesse de Wagram und David Weill

Aus der in den American Art Galleries stattgehabten Versteige-
rung der Kuns!Sammlung des verstorbenen Mrs.W. Salomon

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