Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0120
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Heft 3
DOI Artikel:Meier-Graefe, Julius: Edouard Manet: zur Ausstellung in der Galerie Matthiesen
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Edouard Manet Porträt Carolus Durand. Ca. 1876
Edouard Manet-Ausstellung der Galerie Matthiesen, Berlin
Mittel in der Hand eines Eroberers. Mit Manet tritt der Moderne in die Kunst
ein, der Mensch, der zu sagen wagte: »Alles was zeitgenössischen Geist zeigt,
gilt; alles was diesen Geist nicht zeigt, ist null«. Das war es, was Zola, den
Jugendfreund Cezannes zu Manet brachte und ihn zum feurigsten Verteidiger
Manets werden ließ. Über eine Kluft in den künstlerischen Vorstellungen hin-
weg reichten sie sich die Hände.
Diesem Helfer hat Manet sein bestes Männerbildnis gewidmet. Zola sitzt mit
einem Buch in der Hand vor dem überfüllten Schreibtisch, in denkbar ein-
fachster Pose, beinahe wie der moderne Photograph jemanden hinsetzt. Es ist
auch zunächst nur ein Irgendjemand. Nichts verrät auf den ersten Blick den
geistigen Rang des Schöpfers der »Rougon-Macquart« und des großen Re-
volutionärs. Es könnte ein Anwalt sein oder ein Beamter im Ministerium des
Inneren. Erst langsam weben die Farben die Bedeutuug des Objektes, wie in
einem modernen Roman langsam die Handlung aus Äußerlichkeiten entsteht.
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