Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0124
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Heft 3
DOI Artikel:Meier-Graefe, Julius: Edouard Manet: zur Ausstellung in der Galerie Matthiesen
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Edouard Manet Die Frau mit dem Strumpfband. Ca. 1880
Edouard Manet-Ausstellung der Galerie Matthiesen, Berlin
Nerven machte, nur zu sehr entgegen. Die Widerstände ließen nach. Es kommt
nicht zu der Katastrophe Monets. Immer blieben Nerv und Geschmack un-
berührt, und zuweilen glückte ein großer Wurf, so mit dem Hauptwerk der
Nationalgalerie von 1879, m dem ohne Schmälerung der Stabilität der Er-
satz der dunklen Palette durch die helle nahezu restlos gelang. Neben reizen-
den Kleinigkeiten, zumal schönen Stilleben, die noch zuletzt in der schweren
Krankheit entstanden, häuften sich die in der Eile hingeworfenen und stehen-
gebliebenen Fragmente. Die bis zum Ende steigende Kurve Renoirs blieb
Manet versagt, auch die eiserne Konsequenz Cezannes. Er besaß von allen die
reichste Begabung. Dies und seine mit der Unbändigkeit der Ansprüche an
seine Vitalität nicht schritthaltende Physis waren sein Unglück. Er ist mit
51 Jahren von allen am jüngsten gestorben.
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