Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0134
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Heft 3
DOI article:Adam, Leonhard: Neuerwerbungen aus China, [1]
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Bronze der Han-Zeit. Ungeheuerkopf
Braune und dunkelgrüne Patina. Unten rund. Höhe 20 cm. Bedeckt mit feinen,
ziselierten Spiralornamenten, außerdem mit Ornamenten in punktierten Linien
Einstellung sollte man nicht folgen; gerade aus den isolierten Stücken ergeben sich oft genug
kunstgeschichtliche Sensationen. — Zwei verschiedene Gefäße der Chou-Zeit (1122—254 v. Chr.)
zeichnen sich durch eine teils graugrüne, teils rostfarbene Patina aus, die in ein glänzendere
emailartiges Stadium übergetreten ist. Ein Han-Gefäß zeigt in Kupfer eingelegte Tiere und
Blumen. Vielleicht das interessanteste Bronzestück aber ist eine große, grün patinierte
Schale der Tshn-Zeit (255—2o5 v. Chr.) von 35 cm Durchmesser, innen ziseliert mit Vogel-,
Fisch- und Drachengestalten. Dies ist ein vollständiges Exemplar eines Typus, von dem in der
Literatur bisher nur Fragmente abgebildet wurden (vgl. D’Ardenne de Tizac. L’Art chinois
classique, 1926, pl. 5ia).
Auch einige kostbare Werke der Gefäßkeramik hat Trübner mitgebracht. Eine fing Yao-
Schale (Sung-Zeit) mit zwei Enten hat ihre Parallele bei Hobson, The Eumorfopoulos Collec-
tion, Vol. III, Pl. 25. Eine Chün Yao-Schale (ebenfalls Sung), porzellanartiges Steinzeug mit
blauer und dunkelroter Glasur, dürfte die schönste der sehr seltenen Arbeiten dieser Art mit
ihrem barock geschweiften Bande sein, die wir bisher in Berlin sahen. Auch die Großplastik ist
vertreten. Ein monumentaler sitzender Bodhisattva der Sungzeit, farbig auf weißem Grunde
dekoriertes Holz, repräsentiert in seiner eleganten Zwanglosigkeit und ungekünstelten Buhe
diese Epoche, deren Wertung erst jetzt recht einzusetzen scheint, — ein Stück von außer-
ordentlicher Wirkung, das in seiner Größe einen ganzen Raum beherrscht. Ein schöner
Buddhakopf aus Ilonan (Tang), schwarzer Stein, wird weit übertroffen durch das Sandstein-
relief einer buddhistischen Trinität aus Shansi, mit schwachen Bemalungsspuren, aus der
ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts (Höhe 75 cm).
Dies wenige mag genügen. Der zweite Teil der Ergebnisse dieser Reise aber wird erst aus
China erwartet und auch davon wird einiges nachgetragen werden.
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