Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0136
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ein kleinerer Lüstermihrab vom Jahre 1264
angekauft, der aus einem Mausoleum in Kum
(Persien) herrührt. —n.
LONDON
Das Britische Museum hat für sein Kup-
ferstichkabinett eine Reihe von kostbaren
Blättern des altdeutschen Meisterholzschnit-
tes aus der Dürer-Zeit erworben. Mr. van
der Bergh schenkte einen überaus seltenen
frühen Holzschnitt von Dürers Schüler
Hans Schäuffelein — das große, in einem
späteren Zustande seines Monogrammes be-
raubte Blatt, das deswegen gut mit Dürers Ar-
heilen verwechselt werden konnte, fehlt in den
meisten Sammlungen und ist nur in der Alber-
tina und in Erlangen vorhanden. Noch selte-
ner ist die bisher überhaupt unbeschriebene
Wiedergabe von Cranachs Luther-Bildnis im
Profil durch Dürers Freund und Schüler Hans
Baidung Grien. Ferner kaufte das Londoner
Museum ein vielleicht von Hans Sebald Be-
ham gezeichnetes, von Wolfgang Resch ausge-


Leuchtertragender Mann. Han-Zeit
Grün patinierte Bronze. Höhe 17 cm
Ausgestellt bei Edgar Worch, Berlin

führtes, offenbar auf eine Zeichnung von Dü-
rer selbst zurückgehendes Bildnis des Jacob
Fugger, des reichen Augsburger Kaufherrn.
Der Holzschnitt ist anscheinend nur in diesem
einen Exemplar vorhanden, ebenso wie ein
Bildnis der habsburgischen Prinzessin Eleo-
nore, die Königin von Portugal und später von
Frankreich wurde. Weitere Londoner Erwer-
bungen sind der Holzschnitt nach Dürers
Frauenbad, dessen Zeichnung heute in Bremen
ist, Cranachs Anbetung des Herzens Christi
von i5o5 und sein „SündenfaH“, offenbar
ebenfalls Unikum: statt des sonst in dieser
Szene dargestellten Engels, der das Paar aus
dem Paradiese treibt, erscheint liier ein Mann
mit kleinen Flügeln, der eine Peitsche hält.
r

BERLINER AUSSTELLUNGEN
Österreichische Kunst 1700—1928 in
der Akademie / Leger bei Flechtheim /
Wolf Röhricht / Rud. Jacobi u. a.
Einer glücklichen Anregung des Österreichisch-
Deutschen Volksbundes folgend, zeigtdie Aka-
demie der Künste an etwa 5oo Zeichnun-
gen und Aquarellen, vom Direktor der Alber-
tina Dr. Stix und zumeist aus deren Bestän-
den zusammengestellt, den Weg der öster-
reichischen Kunst vom spätbarocken Neu-
einsatz bis zur Gegenwart auf. Die Veranstal-
tung ist um so dankenswerter, als die Mappen
unserer graphischen Sammlungen einigerma-
ßen spärlich mit Beispielen dieser vielfach im-
ponierenden und liebenswürdigen Sonderkul-
tur südlichen Deutschtums versehen sind. Die
gewisse Selbstverliebtheit Wiens, nicht unbe-
rechtigt, aber dem geistigen Austausch abträg-
lich, hat diesen Mangel ebenso verursacht wie
andrerseits den ziemlich unbefruchteten Zu-
stand der Gegenwartskunst in Österreich. Zu
einer Ausstellung, die letztlich dem Anschluß
dienen will, darf wohl bemerkt werden, daß
der österreichischen Moderne in einem weite-
ren Sinne der Anschluß fehlt, der aktive An-
schluß an die künstlerischen Bewegungen Eu-
ropas. Es fällt im Rückblick auf Zeiten inten-
sivsten Beteiligtseins an den Kühnheiten der
Epoche, angesichts der Blätter eines Maul-
pertsch, eines Troger, angesichts auch der üp-
pigen Dekorationsskizzen der Galli-Bibiena und
der Architekturentwürfe Fischers von Erlach
oder Ilildebrandts besonders auf. Indem wir
die Reihe weiterverfolgen, aus der Persönlich-
keiten wie Karl Schütz, Schefferv. Leonhards-
hoff, der witzige Matthias Loder charakteri-
stisch heraustreten, und uns bezaubert im
 
Annotationen