Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Heft 3
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Fernand Leger Komposition 1926
Ausgestellt in der Galerie Flerfitheim, Berlin
Beginn des 19. Jahrhunderts angehören. Diese
älteren Dekorationen (siehe Abbildungen) ver-
raten zwar nicht die eigene Hand von Ferd.
Ph. Hamilton oder G. J. Platzer, aber sind die-
ser kunstgeschichtlich klar nachweisbaren
Linie angenähert. Es müßte sogar bei einigem
Studium möglich sein, den Schöpfer dieser
reizvollen, mit höchster Naivität im Gegen-
ständlichen und einer entzückenden Freiheit
in der Phantastik des Gestalten« hingeschrie-
benen Dekorationen ausfindig zu machen.
Die Einheitlichkeit des Aspektes ist wunder-
bar. Der Reichtum der Phantasie dieses Malers
überrascht nicht weniger als die Vorausset-
zungslosigkeit jedweder Imagination. Dieser
Unbekannte malt zwischen bunten und klang-
vollen Rokokodekorationen z. B. Jagdszenen,
die er selbst nie erlebt hat, weil sie das Unwahr-
scheinlichste vom Unwahrscheinlichen sind,
aber gerade darum würde der Zöllner Rous-
seau vor ihnen Tränen der Begeisterung ge-
weint haben. Zugegeben, der Geist einer leicht
und bunt beschwingten Zeit wird an diesen
Bildern evident; wichtiger ist der hier getä-
tigte Einbruch freier Phantasie in das Land
der Moderne. Unsere Jungen müssen diese De-
korationen sehen, um daraus zu lernen.
Es wäre sehr schön, wenn es gelänge, dies reiz-
volle Denkmal Deutschland oder gar einem
Berliner Hause zu erhalten. Solche Ausstel-
lung gehört selbst in dem mit Kunst übersät-
tigten Berlin zu den Ereignissen, die wert sind,
notiert zu werden. B
BASEL
In der Kunsthalle ist eine Ausstellung
August Babbergers (Karlsruhe) und eine
größere Kollektion von Wassily Kandin-
sky (Dessau) zu sehen. Babberger interessiert
außer durch seine Hochgebirgslandschaften
namentlich durch seine großdekorativen Wand-
malereien, in denen er ganz eigene Wege der
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