Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Heft 4
DOI Artikel:Wolfradt, Willi: Monet und der Impressionismus: zu den Ausstellungen der Berliner Galerien Thannhauser und M. Goldschmidt & Co.
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Claude Monet
Fasanen. 1880
freundet, unter seiner Anleitung hat er zu malen begonnen. Die Begegnung
mit der ungleich eigenwilligeren Kunst Manets, die den pointierenden Fleck
zur spontanen Fläche erweiterte, war aneiferndes Erlebnis, Kontakt mit dem
wagenden Genius, Erweckung des Sinnes für Autonomiegelüste des künstle-
rischen Ausdrucksmittels, die in jedem hervorhüpfend abgespaltenen Licht-
akzent keimten. Eine ausgebildete Freilichtfarbe oder gar dem Flimmern
sonnig gesättigter Luft abgewonnene und der Momentanität des flüchtigen
Eindrucks angepaßte Schnellschrift hatte Manet seinen Jüngern jedoch nicht
zu bringen, dazu gelangte er selbst erst in den Jahren nach dem Kriege, und
wenn auch im Verhältnis zu den Impressionisten kaum als Empfangender, so
doch in diesem Punkte gewiß nicht als ihr Führer. Renoirs Bilder von 1868
erweisen ihn eigentlich als den von allen späteren Impressionisten am weitesten
im Sinne der irisierenden Auflösung Fortgeschrittenen. Die anderen malen zu
dieser Stunde noch recht aus dem Dunkel heraus und in abgedämpften Tönen.
Bei Goldschmidt sind zwei Beispiele für den frühen Pissarro zu sehen, eine
noch corothaft verallgemeinernde Frühlingslandschaft in dem eigentümlich
bleiern getrübten Grün, das auch noch auf dem schönen Waldstück von 1872
nicht frischer aus sich heraus geht. Von ähnlich graugrüner Haltung Monets hier
abgebildete »Waldstraße bei Honfleur« von 1866. Wenige Schlitze nur sprengen
den bedeckten Himmel auf, und bei aller Lockerung des Baumschlags wirkt
sein staubiges Grün fast fahl. Das Helle ist dahinter, nicht in der Farbe. Sie
wie das Gefüge bleiben gebunden. Viel Geometrie steckt in Monets Bildern
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