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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Wolfradt, Willi: Monet und der Impressionismus: zu den Ausstellungen der Berliner Galerien Thannhauser und M. Goldschmidt & Co.
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0164
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Cezanne Landschaft. Um 1871
Ausgestellt bei M. Goldschmidt & Go., Berlin

luftig aufgefaßt, ohne noch zu flimmern und zu glitzern, — und eines aus
dem folgenden Jahre, im Zimmer genommen und nach dem vorigen über-
raschend durch die große Gliederung und zeichnerische Festigkeit, die also
jetzt dem Künstler noch eignet.
Schon das nächste Stück der Thannliauserschen Folge zeigt Monet in einer
anderen Welt. Die Wandlung zum unbedingten Pleinairisten ist vollzogen.
Der Maler gehört fortan ganz der Landschaft, zieht Menschen nur nach als
Interpunktionen der Natur in Betracht. Selbst die bisherigen Seestücke, wie
etwa der »Leuchtturm von Honfleur« oder der »Hafendamm in Le Havre«,
unterstanden einem lehmigen Grundton- prallende Wogen zerbrachen hart
wie Schotter. Nun ist alles, Meer und Garten, Flußgelände wie Felsenküste,
in ein buntblühendes Leuchten getaucht, verzaubert in schattenloses Farben-
paradies. Wieder in Argenteuil unter seinen Blumenbüschen läßt Monet die
üppige Süße ihres Duftes flirrend sich entzünden und wechseln auch zunächst
in den siebziger Jahren noch Bilder von einer gewissen tektonischen Wider-
standskraft mit solchen ab, deren Formen sich glimmend zerlösen und deren
Faktur nur noch in einem ungreifbaren Vibrieren des allgemeinen Glanzes
besteht, so ist die Entwicklung doch ganz eindeutig. Das schöne Stück des
Luxembourg, die »Regatta in Argenteuil« von 1874 dokumentiert diesen
Übergang. Die Sonne beschwingt und durchgoldet die Farben, sie läßt die
eckig gebrochene Spiegelung im Wasser wunderbar funkeln, aber sie ver-
wandelt noch nicht alles in tanzenden Opalnebel. Ein System horizontaler
Pinselzüge hält das Bild in sanft schwankender Bewegung. Von der Nervosität

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