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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Rundschau
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Delacroix Bildnis seines Vaters des Generals
Aus der Delacroix-Ausstellung in der Galerie Paul Rosenberg, Paris

allein wegen des Raumeindruckes ist das .Schloß-
museum von allen Berliner Museen sicher am
geeignetsten als Studienobjekt für eine etwa
geplante Erweiterung der Öffnungszeiten auf
andere Museen. S
A
KUNST IN PARIS
Delacroix, Courbet, Revolutions-Aus-
stellung
Durch einen glücklichen Zufall sind jetzt der
große Romantiker und der große Realist ein-
ander gegenübergetreten. Die Ausstellung von
Delacroix bei Paul Rosen b erg fand ihren
Anlaß in der Jahrhundertfeier des französi-
schen Romantizismus, die Courbet-Ausstellung
bei Bernheim jeune im Todestage des
Künstlers, der sich heuer zum fünfzigsten
Male jährt.
Beide Ausstellungen erscheinen ebenso wich-
tig wie zeitgemäß, denn dem Einfluß Cezan-
nes, der sich etwa vom Anfang des Jahrhun-
derts bis zu unseren Tagen in der französi-
schen Schule fühlbar macht, folgt jetzt, wie
es den Anschein hat, der der früheren Meister.

Nach einem Zeitraum abstrakter Überlegungen
und auf die Form gehender Versuche fühlt
die Jugend von heute sich im Besitz aufbauen-
der Kraft, und diese Kraft will zur Wirkung
kommen. Der Einfluß der akademischen Rich-
tung, die von Ingres ausging und zu asketi-
scher Strenge verführte (Andre Lhote, Theo-
phile Robert, Bissiere), wird heute selbst von
denjenigen, die dem Feind der Romantik an-
hingen, wieder verworfen. Was man wieder
sucht, ist die Natur, wie sie Corot und Cour-
bet lehrten, sind die reichen malerischen Mit-
tel eines Delacroix, eines Daumier; man sucht
wieder den Weg zur Empfindung, zum Aus-
druck.
Der Zustrom der künstlerischen Jugend zu
den erwähnten Ausstellungen, das Interesse
für die Jugendwerke eines Delacroix, für seine
Skizzen, vor allem die zum „Tod Sardana-
pals“, die an Kraft das ausgeführte Bild im
Louvre übertrifft, die Bewunderung für Cour-
bet, den man vor allem in seinen Akten, in sei-
nen lebensgroßen Frauenbildnissen und ihrem
zeitgebundenen Stil wiederentdeckt, alles das
beweist, daß die junge Malerei müde ist der

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