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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Rundschau
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Delacroix Bildnis Mme. Riesener. 1835
Aus der Delacroix-Ausstellung in der Galerie Paul Rosenberg, Paris

ausgetüftelten Spielereien, der formellen Ob-
jektivität, die aus dem Kubismus zurückblie-
ben, und daß ein Bild nicht mehr Selbstzweck
sein will, sondern Träger der Empfindung, ein
Mittel zum Ausdruck der Natur „vue ä tra-
vers un temperament“. Gegenüber dem unper-
sönlichen Gemeinschaftsstil wird die Malerei
wieder Ausdruck einer Seele im Kontakt mit
dem Weltall!
Die Revolutions-Ausstellung ist weniger eine
künstlerische Veranstaltung als eine geschicht-
liche; sie interessiert vor allem durch den
Reichtum an Dokumenten aus der Zeit, wo der
Pariser Wohlfahrtsausschuß allen Königen den
Krieg und allen Völkern den Frieden dekre-
tierte. Es zeigt sich, daß die politische Lei-
denschaft ohne Einfluß auf die künstlerische
blieb, und daß die Maler, geführt von David,
keinen anderen Wunsch hatten, als die Un-
terdrückung der Staatlichen Akademie und die
Ausstellungsfreiheit, die man heute als ,,jury-
frei“ bezeichnet. Was im Sturm der Revolu-
tion entsteht, sind Werke für den Tag: die Ka-
rikatur wird zur vorherrschenden Kunst; man
druckt Augenblicksblätter, Revolutionskalen-

der, Bilder zur Aufregung der Massen. David
sitzt in der Nationalversammlung. Für lange
künstlerische Studien hat er keine Zeit. Die
Feste, für die er die Kostüme entwirft, wer-
den die typischen künstlerischen Äußerungen
der Zeit. Die „Ermordung Marals“ malt
er noch ganz im Stil der Tradition, und doch
ist dieses Bild und neben ihm „Mar ats Tri-
umph“, den Boilly darstellt, das stärkste
Kunstwerk jener Jahre. In der jetzigen Aus-
stellung der Bibliotheque nationale sind diese
beiden Bilder sogar die einzigen wirklichen
Kunstwerke. Vielleicht wird eine wirkliche
Revolutions-Ausstellung erst noch zu machen
sein: Man wird den Künstlern von 1789 die
der späteren Umstürze folgen lassen, wird ne-
ben David, Daumier und vor allem Delacroix
stellen, den Maler des revolutionärsten Bildes:
„La Liberte sur la B ar r i cade“. F Fels
FRANZÖSISCHE KUNST IN MOSKAU
Seitens des Kommissariats für Volksaufklä-
rung der Sowjetregierung ist für die nächsten
Monate in Moskau eine umfassende Ausstel-
lung neuester französischer Kunst in Aussicht

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