Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Courbet La Toilette de la mariee
Aus der Courbet-Ausstellung bei Bernheim jeune, Paris
genommen, welche die führenden Meister der
sogenannten Ecole de Paris in Malerei und
Skulptur in charakteristischen Werken Revue
passieren lassen soll. Die Grenzen sind ziem-
lich weit gezogen, da sie rechts bis Bonnard
und Maurice Denis reichen. Die Schau,
welche ca. 3oo Nummern umfassen soll, wird
im ,,Museum neuer westlicher Kunst“ (ci-de-
vant - Morosoff - Galerie) Aufstellung finden,
wo sie naturgemäß als zeitweilige Ergänzung
der Entwicklungslinie französischer Malerei
der Vorkriegszeit wirken wird, die im genann-
ten Museum so glänzend repräsentiert ist. —
Gleichzeitig und parallel mit dieser Ausstel-
lung soll eine zweite in der Tretjakoff-Galerie
stattfinden, welche speziell jene Gruppe von
Künstlern russischer Herkunft vorführen wird,
welche in der Ecole de Paris eine nicht unbe-
deutende Rolle spielen, also in erster Reihe
Marc Chagall, dann Soutine, Kikoen,
Terechkovitch und manche andere. Be-
sonderes Interesse erweckt die Gruppe Pariser
russischer Bildhauer mit Jacques Lipchütz,
Osip Zadkine, Chana Orloff und Os-
kar Meschtschaninoff an der Spitze,
deren Schaffen bisher in Rußland nur wenig
bekannt ist. —
Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß die
Tretjakoff-Galerie von zwei der zitierten rus-
146
sischen Künstler in Paris reich beschenkt wor-
den ist. M. Chagall hat dieser russischen Na-
tionalgalerie die ganze Serie seiner einigen
neunzig Radierungen zu den ,,'Toten Seelen“
von Gogol dargebracht, welche im Aufträge
Vollards im Laufe der letzten Jahre zur Aus-
führung gelangten. Von 0. Mesch tschaninoff,
der ebenso wie Chagall aus Witebsk stammt
und der gerade jetzt zum Besuch in seine Hei-
mat gekommen ist, erhält die Moskauer Gale-
rie einige Plastiken zum Geschenk. P. E.
DRESDEN
Klee und A. v. Jawlensky bei »Fides«
Paxil Klee („Fides“) ist mit der außeror-
dentlich glücklichen Produktion der letzten
fünf Jahre in die Reihe der führenden euro-
päischen Maler eingerückt. Die internationalen
Kunstkreise beginnen sich lebhaft für ihn zu
interessieren, besonders in Paris und Nord-
amerika, und der Zeitpunkt dürfte nicht fern
sein, wo sich diese Notierung auch in der Auf-
fassung Deutschlands ausdrückt. Klees Ein-
falls- und Formenreichtum ist noch das we-
nigste, seine eminente Tiefenschau überzeugt,
und daß er Dinge weiß, die wir zunächst nur
vorsichtig in den jüngsten Erkennlnisbezirken
unterbringen können. Wo der Beziehungs-
punkt aller dieser nach neuen Tiefen lotenden