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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0180
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hier aus dem besonderen Anlaß auf den Markt
gelangen. Zu erwähnen sind in erster Linie
chinesische Samte, frühe Tang-Plastik und -Ke-
ramik, sowie Bronzen und Plastiken in Stein,
die ähnlich auch die indische Kunst bedeut-
sam vertreten. Herauszuheben sind außerdem
einige ägyptische Plastiken der frühen Dyna-
stien, die unbewußt schon Zusammenhänge
unterstreichen, die für jeden Eingeweihten aus
der frühen ägyptischen Kunst nach Indien und
China hinüber führen.
Der berühmten Galerie des Konsuls Weber,
deren denkwürdige Versteigerung im Jahre
1912 bei Rud. Lepke stattfand, folgen nun die
neueren Gemälde, die der Gattin des Kon-
suls als eigene Sammlung gehörten. Diese ge-
langen jetzt nach dem Tode der Dame eben-
falls durch Lepke am 28. Februar auf den
Markt. Die Hauptstärke liegt in dm repräsen-
tativen Bildern der französischen und deut-
schen Schule aus der Zeit zwischen 1860 und
1890. Ein Moltke von Lenbach, eine Taor-
minalandschaft von Rottmann, eine Eifelland-
schaft von Ch. F. Lessing, von Knaus ein kleines
Bauernmädchen aus dem Jahre i885 (Abb.),
von G. Max neben einem frühen Porträt einer
Römerin ein originelles Bild: die Ferkelwäsche.
Von MunkaczY die „Kleine Familie“. Braith,
Hildebrandt, Munthe sind ebenfalls vertreten,
daneben Zeichnungen von Corn. Genelli, Prel-
ler, Böcklin. Unter den französischen Bildern
sind zu nennen eine prachtvolle Waldland-
schaft von Troyon und ein ungewöhnlich star-
kes Bild der Rosa Bonheur und kleinere Werke
der beiden Dupre, Diaz, Rousseau.
Aus der Sammlung der Gräfin Lodron,
deren neuere Gemälde gleichzeitig zum Aus-
gebot gelangen, ist ein großes Stilleben her-
vorzuheben, das Roger Fry im Burlington als
Chardin veröffentlicht hat, ferner eine reiche
Sammlung Couturescher Porträts, die sich auf
die gesamte Schaffenszeit des Meisters vertei-
len. Daneben gibt es Bilder von Boudin und
Fantin-Latour.
An der gleichen Stelle werden am 6. März und
folgende Tage Gemälde alter und neue-
rer Meister und Antiquitäten aus aus-
ländischem Besitz versteigert. Hervorzu-
heben eine „Heilige Familie“ von Sodoma,
Bilder von Veronese und seinem Kreis, fer-
ner von Romanino neben einigen primitiven
Stücken. Nie. Poussin, Claude Lorrain, Zucca-
relli, Marieschi, Tempesta sind mit charakteristi-
schen Arbeiten vertreten. Rubens, von dem
auch eine reizende Fassung von „Christus und
Johannes als Kinder“ zum Ausruf kommt,

Sustermans, van Dyck, de Vries sind durch
Porträts repräsentiert. Weiter zu nennen: Bak-
huyzen, Lucas van Uden, Teniers, Berghem,
Seghers, Weenix u. a. Die französische Schule
des 18. Jahrhunderts ist durch Arbeiten von
Oudry, Chardin, Boucher, Grenze, Hubert Ro-
bert, Vigee-Lebrun repräsentiert. Von deut-
schen Meistern sind Franz Krüger, Spitz weg,
Friedrich Voltz und Hans Makart, von Fran-
zosen Diaz und Const. Troyon zu nennen, n
BRÜSSEL
An Kunstgewerbe bringt die Versteigerung
eine stattliche Reihe ausgezeichneter, meist
farbig intarsiertcr Möbel des 18. Jahrhunderts.
In der Galerie Georges Giroux findet am
5. März, nachmittags, eine sehr interessante
Nachlaßversteigerung von Gemälden alter Mei-
ster statt. Die Sammlung verzeichnet Haupt-
werke von Chardin, Clouet, Guardi, ,J. Rom-
ney, P. P. Rubens, J. Jordaens, .1. van Goyen,
J. Steen, N. Macs, J. S. Ruysdael, P. Wouwer-
man, D. Seghers, E. van der Neer u. a. sowie
einige Holzskulpturen von Bernini. Daß in die-
sem Zusammenhang die flämische Malerei
überwiegt, ist durch die örtliche Provenienz
begründet. Expert dieser Versteigerung ist M.
Jean Decoen. Ein Katalog mit 64 Tafeln ist
soeben erschienen. n
KÖLN
Eine offizielle Notiz teilt folgendes mit: „Im
Hinblick auf das Bedauern, das zahlreiche
Kunstfreunde darüber äußerten, daß seiner-
zeit aus der Leibl-Kollektion des Wallraf-Ri-
chartz-Museums das Gemälde von Wilhelm
Leibi, ,Mädchen am Fenster“, 1899, weggege-
ben wurde, um die Erwerbung eines Gemäldes
des Hans von Marees, ,Rast am Waldesrand“,
vom Jahre i863, zu ermöglichen, wurde der
Beschluß gefaßt, das genannte Werk von Leibi
zurückzuerwerben. Der Kunsthändler Carl Ni-
colai, Berlin, hat dies dadurch möglich ge-
macht, daß er sich bereit erklärte, auf die Er-
füllung des Kaufvertrages für das Gemälde
des Hans von Marees zu verzichten und es wie-
der zurückzunehmen.“ Das Bild ist seinerzeit
erstmalig im Cicerone veröffentlicht und sei-
ner künstlerischen und kunstgeschichtlichen
Bedeutung entsprechend gewürdigt worden.
(Jahrgang 1927, Heftn.) r
LEIPZIG
Die große F r ü h j a hrs -Kupferstic h-
Versteigerung bei C. G. Boerner findet
wieder in den ersten Tagen des Mai statt. W ie-
derum werden außerordentlich kostbare Blät-
ter des i5. bis 17. Jahrhunderts ausgebo-

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