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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0182
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im Nachlaß, und nur weniger wichtige Arbei-
ten von Manet, Monticelli, Lautree, Degas,
Constantin Guys, Caillebotte, Utrillo, Zeich-
nungen von van Gogh und Whistler, sowie ein
Porträt von Duret selbst, gemalt von Vuil-
lard, bleiben als Reste einer Sammlung, die
einstmals zu den größten und wertvollsten ge-
hört hat. Fels
Wesentlicher ist dagegen eine Sammlung von
modernen Gemälden, Pastellen,
Aquarellen und Zeichnungen aus dem
Besitz verschiedener Amateure, deren öffent-
liche Versteigerung am 17. März, nachmittags,
im Hotel Drouot stattfindet. Für diese zeich-
nen als Experts M. Jos. Hessel und M. Etienne
Bignou. Die Sammlung umfaßt 43 Nummern,
von denen auf die Abteilung der Zeichnungen
und Aquarelle neun entfallen. Hier besonders
hervorzuheben ein köstliches Pastell von Mary
Casisat (neuerdings in Amerika stark gesucht),
vier Aquarelle von Cezanne, ein frühes Blu-
menstück von Picasso, daneben Arbeiten von
Redon und Rouault. Unter den Gemälden ste-
hen in erster Linie vier Bilder von P. Bon-
nard, ferner Arbeiten von Carriere, Derain,
Laurencin, Toulouse-Lautrec, Monet, Monti-
celli, wiederum Redon, Utrillo, Vuillard und
dem verstorbenen Zak.
Bedeuten diese ersten Schwalben am Pariser
Markt auch noch keinen Frühling, so scheint
es doch, als wenn sich langsam die Lethargie
löst, die seit Monaten über dem Hotel Drouot
fühlbar war. G
EIN NEU ENTDECKTER GBECO
Die Berliner Galerie Ehrhardt & Co. besitzt
gegenwärtig ein höchst bedeutendes Gemälde
von Greco, ein Trio von Musikern darstel-
lend, denen ein Knabe das Gesangbuch hält.
Dieses Halbfigurenbild war früher in der
Sammlung Holford in London und wurde im
Juli des vergangenen Jahres mit dieser Samm-
lung als Werk des Andrea Schiavone, dem Be-
renson fälschlich das Bild zugeschrieben hatte,
versteigert. (Eine Abb. im Katalog der IJol-
ford-Kollektion von Benson [1927], Band I,
Nr. 79, Tafel 73.) Nach Entfernung der Über-
malungen, die zum größten Teil neuesten Da-
tums waren, dem Bilde aber keinerlei Scha-
den zufügten, stellte sich einwandfrei die Au-
torschaft des Greco heraus. Die Übermalungen
und der stark venezianische Charakter der
Komposition und Malweise trugen nicht unwe-
sentlich dazu bei, den wahren Urheber des Bil-
des zu übersehen. Es ist bezeichnend genug,
daß häufig die frühen Gemälde Grecos die

Namen venezianischer Künstler wie Bassano,
Tintoretto, Veronese trugen. In der Tat erin-
nern die breite fette Technik, die Verwendung
von Asphalt färben, von Krapplack und Ma-
lachitgrün, wie die überall hingesetzten, schein-
bar wahllos verteilten Lichter an venezianische
Vorbilder. Dagegen weisen die Typen der Dar-
gestellten, ihre etwas preziösen, theatralischen
Gesten bereits auf das „Begräbnis des Grafen
örgaz“ hin, so daß man in diesem neuentdeck-
ten Bilde, dessen wahren Llrheber zuerst Georg
Biermann erkannte und das von Aug. I,.
Mayer im „Pantheon“ veröffentlicht werden
wird, ein Werk aus den ersten Toledaner Jah-
ren des Meisters und als einziges bekanntes
Gruppenporträt dieser Zeit eine direkte Vor-
stufe zum berühmten „Orgaz“ erkennen darf.
S
BERLIN
Von der Galerie Dr. Alfred Gold, Berlin,
Victoriastraße 5, sind in den letzten Monaten
eine Reihe bedeutender Werke an öffentliche
und private Galerien verkauft worden, darun-
ter Bilder von Monet und Gauguin an das
Dresdner Museum, ein Hauptwerk Corots aus
der italienischen Zeit an eine Schweizer Gale-
rie, eine Landschaft von Cezanne an eine süd-
deutsche Sammlung, sowie Werke von Manet,
Toulouse Lautrec, Degas, Daumier, Seurat u.
a. an deutsche und ausländische Sammlungen.
r
AUSSTELLUNGEN CHINESISCHER
MALEREI
Die Kunsthandlung Dr. Otto Burchard &
Co. veranstaltet eine Ausstellung Chinesischer
Malerei vom i5. bis 19. Jahrhundert, die im Mai
im Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen zu Düsseldorf, von Mitte Juni bis Mitte
Juli in Berlin bei Paul Cassirer gezeigt wer-
den wird. Der hierzu erscheinende wissen-
schaftliche Katalog wird von Direktor Otto
Kümmel bearbeitet. S
RAFFAELS BILDNIS DER EM1LIA PIA DE
MONTEFELTRO
Dasselbe isl bereits T925 von Dr. Georg Gro-
nau entdeckt und damals im „Bollettino d’Ar-
te“ veröffentlicht worden. Auch Bernard Be-
renson hat nie einen Zweifel an der Richtig-
keit der Zuschreibung geäußert, es vielmehr
gutachtlich als eine Höchstleistung Raffael-
scher Kunst, bezeichnet.
Die auf S. 44 des Jahrganges in einer engli-
schen Korrespondenz geäußerten Zweifel dürf-
ten daher nicht nur gegenstandslos sein, son-
dern in der Tat jeder Begründung entbehren.
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