Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Heft 5
DOI Artikel:Grohmann, Will: Die moderne Malerei in der Dresdner Gemälde-Galerie
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der Arbeit geändert wor-
den sein5 man sieht das
Resultat einer jahr-
zehntelangen Übung.
Die deutschen Impres-
sionisten sind besser ver-
treten als die voraus-
gehende Generation, als
Leibi, Trübner, Thoma.
Von Max Liebermann
kamdie»Näherin«(i88i)
als erstes impressio-
nistisches Bild im Jahre
1897 in die Sammlung.
Erst 1913 wurden die
Liebermann-Käufe fort-
gesetzt, allerdings mit
Hauptwerken, dem»Ber-
ger-Porträt« (1903), der
»Judengasse« (1905),
der »Alster in Ham-
burg« (1910), dem
»Kohlfeld« (1912), den
»Spielenden Kindern«
von 1876 (Abb. Cicerone
XVII, S. 359). Die »Nä-
herin« entstand gleich-
zeitig mit einem Dut-
zend ähnlicher Bilder
vor dem »Amsterdamer
Waisenhaus« (Städel)
und gehört in die Reihe
der sauber und ausführlich durch geführten Einzelstudien, in denen Lieber-
mann zuweilen von einer übermäßigen Genauigkeit ist. Die Palette ist in der
»Näherin« schon recht aufgehellt, das Violettrosa der Figur und das Weiß der
Wäsche löst sich bereits im Ambiente des Lichts und der Luft auf. Das Bild-
nis der »Frau Schreiber« (1902) ist der älteste Corinth der Sammlung. Es er-
gänzt sehr glücklich die vorher erworbenen Arbeiten aus den Jahren 1904 bis
1920 (»Frauengruppe« 1904, Abb. Cicerone, Jahrg. XVII, S. 360, »Bathseba«
1908, »Blumenstück« 1918, »Walchensee« 1920). Das Porträt ist fast
gleichzeitig mit dem »Peter Hille« entstanden und ist ihm verwandt in dem
Eingehen auf die psychischen Werte der allen Dame, aus deren ganzem phy-
siognomischen Habitus sich ein Menschenschicksal ablesen läßt wie aus den
Seiten eines Romans. Der Pinsel durchfurcht etwas spitz die formgebenden
Farbflächen des Kopfes und wird breit und saftig in Kleid und Interieur. Von
Slevogt ist außer den 1 7 ägyptischen Landschaften (1914), dem »Ritter und
die Frauen« (1913) und dem Bildnis »E. Fuchs« (1909) seit 1924 die »Paw-
Degas
Dame mit Opernglas. Ca. 1877 (48x32 cm)
der Arbeit geändert wor-
den sein5 man sieht das
Resultat einer jahr-
zehntelangen Übung.
Die deutschen Impres-
sionisten sind besser ver-
treten als die voraus-
gehende Generation, als
Leibi, Trübner, Thoma.
Von Max Liebermann
kamdie»Näherin«(i88i)
als erstes impressio-
nistisches Bild im Jahre
1897 in die Sammlung.
Erst 1913 wurden die
Liebermann-Käufe fort-
gesetzt, allerdings mit
Hauptwerken, dem»Ber-
ger-Porträt« (1903), der
»Judengasse« (1905),
der »Alster in Ham-
burg« (1910), dem
»Kohlfeld« (1912), den
»Spielenden Kindern«
von 1876 (Abb. Cicerone
XVII, S. 359). Die »Nä-
herin« entstand gleich-
zeitig mit einem Dut-
zend ähnlicher Bilder
vor dem »Amsterdamer
Waisenhaus« (Städel)
und gehört in die Reihe
der sauber und ausführlich durch geführten Einzelstudien, in denen Lieber-
mann zuweilen von einer übermäßigen Genauigkeit ist. Die Palette ist in der
»Näherin« schon recht aufgehellt, das Violettrosa der Figur und das Weiß der
Wäsche löst sich bereits im Ambiente des Lichts und der Luft auf. Das Bild-
nis der »Frau Schreiber« (1902) ist der älteste Corinth der Sammlung. Es er-
gänzt sehr glücklich die vorher erworbenen Arbeiten aus den Jahren 1904 bis
1920 (»Frauengruppe« 1904, Abb. Cicerone, Jahrg. XVII, S. 360, »Bathseba«
1908, »Blumenstück« 1918, »Walchensee« 1920). Das Porträt ist fast
gleichzeitig mit dem »Peter Hille« entstanden und ist ihm verwandt in dem
Eingehen auf die psychischen Werte der allen Dame, aus deren ganzem phy-
siognomischen Habitus sich ein Menschenschicksal ablesen läßt wie aus den
Seiten eines Romans. Der Pinsel durchfurcht etwas spitz die formgebenden
Farbflächen des Kopfes und wird breit und saftig in Kleid und Interieur. Von
Slevogt ist außer den 1 7 ägyptischen Landschaften (1914), dem »Ritter und
die Frauen« (1913) und dem Bildnis »E. Fuchs« (1909) seit 1924 die »Paw-
Degas
Dame mit Opernglas. Ca. 1877 (48x32 cm)