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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 5
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Grohmann, Will: Die moderne Malerei in der Dresdner Gemälde-Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0196
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rend der Revolution belebte sich das Interesse an gegenwärtiger Kunst. Ko-
koschka lebte in Dresden, O. Dix, L. Segall, Felixmüller, B. Kretzschmar, Otto
Lange drängten vorwärts, die Wanderausstellungen des »Sturms« brachten die
Abstrakten und die Anreger des Auslandes, die Kunstsalons folgten mit Sonder-
kollektionen, und daß die Mühen nicht umsonst gewesen waren, bewies das
überraschend gute Gelingen der Internationalen Ausstellung 1926, durch die
für Dresden eine große Anzahl Künstler galeriereif wurde, die es eigentlich
für die Eingeweihten längst wTaren. Nach Heckei und Pechstein zogen Kirchner
(»Straßenbild« 1925) und Schmidt-Rottluff (»Wald« 1925) ein, ein zweiter
E. Nolde folgte (»Sonnenblumen« 1926). Von Munch wurde das »Leben«
(1910), von Ensor ein »Kohlstilleben« (1890), von Chagall der »Tod« (1910)
angekauft, von Kandinsky, Klee und Feininger, von Otto Dix und einigen
anderen Dresdnern je ein kennzeichnendes Werk, so daß die Entwicklung von
der Jahrhundertwende bis auf den heutigen Tag ziemlich vollständig zu sehen
ist. Von Kokoschka, der von 1917 — 25 in Dresden tätig wrar, kam 1925 das be-
rühmte Doppelbildnis (1913) aus der Sammlung Garvens in die Galerie, jenes
in perlmuttrigen grauvioletten und grünlichen Farben bestrickende Selbst-
bildnis mit Frau Mahler, das zwischen seiner zerfasernden Bildnisdarstellung
der frühen Zeit und den härter zufassenden und fester aus Farbflächen auf-
bauenden der kommenden Jahre steht. Mehr Anfang des Neuen als Abschluß
des Alten, wohl das Stärkste, w^as Kokoschka an Bildnisdarstellung gelungen ist.
Die Dresdner Galerie hat 1927 nach diesen glücklichen Erwerbungen größere
Mittel für ältere Kunst wieder aufgewendet und den Bestand der älteren Ab-
teilung ergänzt. Das Hauptinteresse bei Erwerbungen wird aber auch in Zu-
kunft auf der neueren Zeit liegen (während der Drucklegung wurden die »Pfir-
siche« von CI. Monet, das »Kranke Mädchen« von E. Munch [1 907], »Lupinen«
von K. Schmidt-Rottluff und »Frau und Mädchen« von E. L. Kirchner [1925] an-
gekauft), und es ist zu hoffen, daß die neuere Abteilung der Dresdner Gemälde-
galerie sehr bald neben den ersten öffentlichen Sammlungen dieser Kunst be-
stehen wird.


Edvard Munch. Liebespaar
 
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