Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:
Adam, Leonhard: Neuerwerbungen aus China, 2
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0200
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

reitung der Farbe auf dem Reibstein aus.
Ein ganz eigenartiges, typologisch wie künst-
lerisch interessantes Stück! Aus späteren Zei-
ten ragen einige Monumentalstücke aus der
Dynastie Sung hervor: die lebensgroße ste-
hende Kuan Yin aus Holz spiegelt ebenso
Ruhe wie Anmut, während die überlebens-
große Marmorbüste eines „Staatsmannes“
(besser wohl Feldherrn) einen überraschen-
den Beleg für monumentale plastische Por-
trätkunst bietet.
Von den Porzellanen darf ein großer sitzen-
der Bodhisattva in Weiß (52 cm hoch) nicht
fehlen, eine der schönsten religiösen Porzel-
lanplastiken, die ich jemals gesehen habe.
Zu all diesen Schätzen gesellt sich eine be-
deutende Reihe von Yadestücken, von denen
ich auf eine der großen Ringplatten mit
verschlungenen Drachen besonders aufmerk-
sam mache, weil sie auf Tafel XIV des von
Läufer verfaßten Kataloges der Sammlung
A. W. Bahr (Archaic Chinese Jades, New
York 1927) ein Gegenstück hat. Endlich
finden wir eine reiche Auswahl zum Teil
sehr schöner Tang-Figuren aus Ton.
Dr. Burchard hat sich als Kunstgelehrter
das große Verdienst erworben, diesmal
nicht nur rein künstlerisch und kunstge-
schichtlich hervorragende Stücke mitzubrin-
gen, sondern er hat auch an den Ikono-
graphen und Religionsforscher gedacht, und
eine große Reihe lamaistischer Bronzen er-
worben. Einige davon stammen aus Nepal,
und man weiß, daß in diesem immer noch so
gut wie verschlossenen Lande im Himalaya
sich eine archaische indische Bronzekunst
erhalten hat, die mit der lamaistischen Pla-
stik von Tibet in einer starken Wechsel-
wirkung stand und noch steht. Die hervor-
ragend schöne, braun patinierte „Weiße
Tara“ mag vielleicht aus Tibet stammen, aber
gewisse Einzelheiten machen es doch wahr-
scheinlich, daß sie von nepalischer Hand ge-
fertigt ist.
Und endlich hat Burchard eine große Serie
trefflich erhaltener lamaistischer Wandbilder
mit farbenfrohen figurenreichen Darstellun-
gen lamaistischer Gottheiten mitgebracht.
Dies ist ein ikonographischer Schatz, doch
man sollte endlich einmal anfangen, diese
Bilder auch künstlerisch höher zu schätzen, denn nicht alle von ihnen sind stereotyp, und
ihre noch nicht restlos geklärten Beziehungen zu den Malereien des alten Indien einerseits,
Turkestans und damit letzten Endes Gandhäras andererseits machen sie auch entwicklungs-
geschichtlich und historisch zu Kostbarkeiten.
So bietet Otto Burchards Kollektion dem Sammler wie dem Forscher, dem Kunstmarkt
wie den Museen eine Fülle wertvollen Materials.

Buddha mit Abhayamudra
Bronze, grün patiniert; Gesicht, Hände und Füße
feuervergoldet. Höhe 118 cm
Vgl. das Parallelstück im Metropolitan Mnseum
of Fine Art, New York
Ausgestellt bei Dr. Otto Burchard & Co., Berlin

170
 
Annotationen