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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 6
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Rundschau
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Dietz Edzard Artisten-Garderobe
Ausgestellt in der Galerie Flechtheim, Berlin

BERLINER AUSSTELLUNGEN
Kolbes Beethoven / Dietz Edzard j Paul
Kleinschmidt / Franz Heckendorf usw.
Unter den acht Entwürfen zu einem Beet-
hoven-Denkmal, die als das sehr unbe-
friedigende Ergebnis eines überhasteten Wett-
bewerbs vor etwa einem Jahr zur Diskussion
standen, erschien neben der Lösung Edwin
Scharffs die Figurengruppe Georg Kolbes
immerhin als geeignete Grundlage zu weiterer
Beschäftigung mit der Aufgabe. Man kann
sehr verschiedener Ansicht darüber sein, ob
diese Aufgabe zu den besonders aktuellen und
sinnvollen gehört. Ob sie nicht einer schon fast
anachronist ischen Verzierungssucht entstammt,
der jeder freie Platz ein Dorn im Auge ist.
Zwar kursieren die Schlagworte einer rationa-
listischen Architekturästhetik allenthalben, ge-
rade auch die Parolen der neuen Städtebauge-
sinnung; aber daß die Zeit der Statuen vorbei ist,
möchte man nicht wahr haben. Ferner könnte
eingewendet werden, daß jedenfalls der Künst-
ler am wenigsten zu seinem Nachruhm ein
204

Monument braucht, — sein fortlebendes Werk
nämlich bezeugt ihm seine Unsterblichkeit.
Ein modernes Beelhoven-Denkmal wäre höch-
stens als feierlicher Raum vorzustellen, stets
und jedem Eintretenden geöffnet, in dem
immerdar seine Musik von den besten Phono-
apparaten zu Gehör gebracht würde. Doch das
nebenbei. Kolbe hat seinen ersten Entwurf we-
sentlich weitergebracht und stellt die endgül-
tige Fassung inmitten anderer neuer Arbeiten
jetzt bei Paul Cassirer vor. Man kann nur
mit Achtung von diesem beschwingten Werk
sprechen, das sich nun als Trias aufrechter Ge-
stalten in sehr feiner rhythmischer Abstufung
darstellt, als das musikhafte Aufsteigen einer
jugendlich gespannten Nacktfigur, der ein sin-
nender und ein rufender Genius das Geleite
geben. Der schwebende Wuchs des Ganzen,
sein halbgelöstes Sichregen offenbart die sub-
tilste Bildnerhand. Dennoch vermag ich mich
nicht zu dieser nur wieder allegorisierenden
Konzeption zu bekennen, die das geistige We-
sen Beethovens zudem nur partiell erfaßt. Der
 
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