Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Kunst-Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0243
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNST-LITERATUR

KUNST HISTORISCHE STUDIEN DES
PROVINZIALMUSEUMS ZU HAN-
NOVER. i. Folge. Verlag August Lax.
Hildesheim 1927.
Diese von Alexander Dorner herausgegebene
neue Museumszeitschrift, deren erstes stattli-
ches Heft den Gästen hei der Feier des 70-jäh-
rigen Bestehens des Provinzialmuseums als
Festgabe überreicht wurde, bringt eine Reihe
Avichtiger künstlerischer Reiträge, die dem Ar-
beitsfeld des Museums und der nieder sächsi-
schen Kunstgeschichte gewidmet sind. Der
Herausgeber berichtet über die von ihm ge-
tätigten Neuerwerbungen des Jahres. Es fol-
gen danach diese Einzelbeiträge: Ulrich Mid-
deldorf: Sächsische Holzplastiken des 13. Jahr-
hunderts; Änne Liebreich: Ein Kölnisches Ge-
betbuch des 14-Jahrhunderts im Provinzial-
museum zu Hannover; Ferdinand Stuttmann:
Die Anbetung der Könige an der Annenkapelle
der St. Martinikirche zu Eraunschweig; Otto
von Roehn: Die Celler Plastiken imProvinzial-
museum; Alexander Dorner: Das früheste
Rild des Sammetbrueghel; A. F. Heine: Zu
den Skulpturen des Leibnizhauses in Hanno-
ver; OrtAvin Meier: ZAvei seltene niedersächsi-
sche Schraubtaler im Provinzialmuseum Han-
nover; Paul Schubring: Panninis römische
Rilder im ProArinzialmuseum Hannover; El-
friede Ferber: Ein Selbstbildnis der Anna Ro-
sina de Casc im Provinzialmuseum Hannover.
Die Veröffentlichung bringt einen reichen,
zum Teil farbigen Tafelanhang mit n4 oft
ganzseitigen Abbildungen. Alles in allem ein
bemerkenswertes Unternehmen, dem man von
Herzen eine glückliche Weiterentwicklung
Avünschen muß, auch Avenn nicht verkannt
Averden darf, daß Avir heute in Deutschland an
solchen lokal umgrenzten Sonderpublikatio-
nen bereits mehr besitzen, als normalerweise
der Markt und die Wissenschaft aufzunehmen
vermögen. Biermann
CHARLES MARCEL-REYMOND: LA
SCULPTURE ITALIENNE (Biblio-
theque d’Histoire de l’Art). Paris et Bru-
xelles. G. van Oest, editeur. 1927.
Auf 56 Seiten wird der Versuch gemacht, die
Entwicklungslinie der italienischen Plastik von
ihren Anfängen im 12. Jahrhundert bis ins
19. Jahrhundert darzustellen. Mit Umsicht hat
der Verfasser die einschlägige Literatur stu-
diert und mit Geschicklichkeit charakteristi-
sche Merkmale der verschiedenen Epochen ge-

kennzeichnet. Es fragt sich nur, ob es nicht
ratsamer Aväre, Bücher zu veröffentlichen, die
auf eigener Anschauung beruhen, anstatt einen
so breiten Stoff, den man in jedem Handbuch
nachlesen kann, summarisch zu behandeln.
Die 6/j Reproduktionen sind gut. Aber es wäre
erAvünscht geAvesen, die künstlerische Tat eines
Nicolo und Giovanni Pisani und eines Jacopo
della Quercia durch mehr als eine Abbildung
aufzuzeigen. Sascha Sclrvvabacher
HEINRICH ZIMMER: KUNSTFORM UND
YOGA IM INDISCHEN KULTBILD. Ber-
lin 1926. Frankfurter Verlagsanstalt, A.-G.
191 und 12 Seiten nebst 36 Tafeln.
Dieses Buch ist das Avichtigste über indische
Kunst, das seit GrünAvedel in Deutschland er-
schienen ist; denn es lehrt, indische Kunst-
werke überhaupt erst richtig betrachten, — so-
weit der Europäer dazu imstande ist. Zim-
mer geht von dem Fundamentalunterschied
zwischen dem klassischen und dem indischen
Kunstwerk aus. Jenes „Avill sich selbst aussa-
gen und vermag es“, es ,,appelliert an das
Auge und bannt es“; es „ruft das Auge an:
,Verweile doch,— ich bin so schön!“' Indische
Götterbilder dagegen „rufen unseren Blick
nicht auf mit ihrem Wesen, das sie vor uns
entfalten, denn sie entfalten es nicht einmal
vor sich seihst, sie ruhen einfach jn ihrem
Sein“. Das indische Kultbild ist nichts als ein
Y antr a , als ein Werkzeug, mittels dessen das
nun einmal unvollkommene, an Konkretes ge-
bundene menschliche BeAvußtsein „das attri-
butlos ewige geistige Sein attributhaft an-
schaulich anschauen und verehren kann“. Von
diesen Grundlagen ausgehend erläutert Zim-
mer das innere Schauen, er schreitet vom fi-
guralen Kultbild zum rein linearen Yan -
t r a und gelangt schließlich zur Erklärung
von Zeichensprache und Proportion im Ka-
non indischer Kunst. Der bedeutungsvollste,
für den Europäer schwierigste Abschnitt gilt
dem linearen Yantra, aber gerade hier wird
offenbar, wie sehr es auf diese Dinge an-
kommt und Avie nichtssagend für das Ver-
ständnis indischer Kunst rein subjektiv-euro-
päische Impressionen sind. Nur H. Zimmer
konnte dieses Buch schreiben, gleichzeitig San-
skritist, Religionshistoriker, Kunsthistoriker,
Literarhistoriker, begabt mit hervorragendem
didaktischem Können und mit einer Schönheit
der Sprache, die die Lektüre dieses bedeutsa-
men Werkes zum Genuß Averden läßt.
Leonhard Adam
2 1
 
Annotationen