Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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Heft 6
DOI article:Sammler und Markt
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Schäfergruppe Frankenthal, um 1775
Alis der Versteigerung von Goldegg-Lindenburgschem Schloßbesitz am 28. März
bei Paul Cassirer, Berlin
„Ritter Tod und Teufel“ ein „Totenkopfwap-
pen“ und ein äußers t seltener grätiger Abdruck
der Kaltnadelarbeit des großen „heiligen Hie-
ronymus“ von i5i2. Die Rembrandt-Serie
tritt diesmal numerisch zurück. Hier sind zwei
Exemplare der seltenen „Darstellung im Tem-
pel“, R. 5o, und zwar die berühmten Drucke
aus den Sammlungen Straeter und David-
sohn, hervorzuheben. Über den ganzen Band
sind verstreut reizvolle Niederländer Blätter,
darunter ein Ätzdruck des van Dyck und ein
seltenes frühes Schabkunstblatt. Der Schluß
zeigt unter den Blättern des 18. Jahrhunderts
noch einige schöne Farbdrucke.
Der Textband bringt, in der gewohnten philo-
logischen Ausführlichkeit eine Fülle des Wis-
senswerten. Alles in allem ein Material, das
dem in den großen Boernerschen Frühjahrs-
Katalogen des vorigen Jahres vollkommen
ebenbürtig erscheint. G
LONDON
Sothebys bringen vom 26. bis 3o. März und
am 23. bis 24- April zwei hochinteressante und
sehr wertvolle Büchersammlungen auf den
Markt. Einzigartig ist der dritte Teil der Hol-
ford-Bücherei, und schon die prächtigen Ein-
bände dürften jedes Auge entzücken. Da sind
z. B. die prächtigen Marokko-Einbände eines
Derome Le Jeune, eines Louis Dancer, ganz
zu schweigen von den Meisterbindern Eng-
lands, die mit ihren Fachgenossen jenseits des
Kanals wetteifern, ohne indessen den typisch-
konservativen Geschmack des Engländers auf-
zugeben. Unter den Büchern befindet sich ein
König Arthur, wahrscheinlich gegen Ende des
16. Jahrhunderts in London gedruckt, mit 23
guten Holzschnitten, die stark den deutschen
Einfluß erkennen lassen. Eine Sammlung von
39 zeichnerischen Entwürfen für Goldsmiths
Werke wird Benvenuto Cellini zugeschrieben.
Aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen
221 chinesische Wasserzeichnungen auf beson-
ders präpariertem Papier. Sie stellen chinesi-
sches Leben an heiligen Orten und an Arbeits-
plätzen, an Sonn- und Werktagen dar. — Die
zweite Sammlung entstammt der Büchereides
Henry Percy, des 9. Grafen von Northumber-
land (i564 bis i632). Da steht ein Raleigh
und daneben die „Historie of Travel into Vir-
ginia Britania“ eines William Strachey. Wir
spüren den Geist, aus dem Shakespeares Kö-
2l8