Paul Klee Zeit und Pflanzen. 1927
Aus der Klee-Ausstellung bei Alfred Flechtlieim, Berlin
testen Pariser Verleger mit charakteristischen
Beispielen ihrer Produktion beteiligten.
Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet eine
Vitrine mit Werken der Privatbibliothek des
Botschafters. Besonders interessiert ein Son-
derdruck der Thais von Anatole France, ge-
druckt 192.4 für die Vereinigung ,,Les Cent
Bibliophiles“.
Die Ausstellung überrascht durch die Viel-
seitigkeit der Auffassung, mit der zeitgenössi-
sche Künstler versucht haben, eine literarisch
wertvolle Materie in ein kongeniales Gewand zu
kleiden. Doch befriedigen oft weniger j eneunzu-
länglichen Versuche, Holzschnitte wenig dif-
ferenzierten Ausdrucks für die Illustrierung
bedeutender Werke zu benutzen. So vermögen
wir z.B. die Illustrationen zu Rabelais ,,Gar-
gantua“ nicht als eine Bereicherung des Tex-
tes zu verspüren. Andere Versuche des Ver-
lages Pichon müssen als ähnlich mißglückt be-
zeichnet werden.
Besondere Aufmerksamkeit wecken eine An-
zahl äußerst farbenfroh illustrierter Bücher,
unter denen die folgenden genannt seien: Ma-
drus: Douce amie (Verl. R. Kieffer), eine
Folge von Gedichten an Venedig mit Illustra-
tionen des van Dongen (Verl. A la Cite des
Livres), vor allem aber eine Anzahl entzük-
kender Modekupfer des George Barbier (Verl.
Meynial). Das heiße Bemühen, interessant zu
illustrieren, ließ allerdings manchmal in Ver-
gessenheit geraten, daß die Illustration nur
eine freundliche Begleitung des Textes sein
soll. So sehr wir daher auch die Landschafts-
aquarelle des Andre Fraye bewundern, so ver-
kennen wir doch nicht, daß sie uns zu sehr fes-
seln, als daß wir noch Lust hätten, den Text zu
lesen, den uns Andre Sewignon mit dem Ti-
tel ,,Filles de la Pluie“ dazu vorlegt. Für man-
che wird es übrigens eine Überraschung sein,
festzustellen, daß sich Victor Hugo auch in
Tuschzeichnungen versucht hat, die ganz den
Ausdruck seines romantischen Vorstellungs-
kreises wiederspiegeln. d
AUSSTELLUNG IN PARIS
Drei bedeutende Galerien, Hodebert, Charpen-
tier und „L’Art Contemporain“, stellen gegen-
wärtig Graphik für Luxusdrucke aus. Diese
Ausstellungen, die jetzt häufig veranstaltet
werden, haben eine zweifache Bedeutung. Sie
erhöhen das zunehmende Ansehen der von er-
sten Künstlern illustrierten Bücher, ferner ver-
schiebt sich das Interesse von der einfachen
Platte wesentlich auf das Buch, das um ein
Thema herum dem Illustrator jede Möglich-
keit gewährt, sein Talent zu entfalten.
Urheber dieser Entwicklung im Sinne des illu-
strierten Buches ist in erster Linie Ambroise
Vollard, der zur Ausstattung seiner klassischen
und modernen Texte Maler wie Bonnard,Vuil-
lard und neuerdings Picasso, Vlaminck und
Chagall heranholte.
Unter den Händen der Nur-Künstler entsagt
die Buchillustration allem Zufälligen. Sie ist
viel mehr dem symbolischen Gehalt als der di-
rekten Vorstellung von Tatsachen und Perso-
nen unterworfen. Wir können uns sehr wohl
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