Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0282
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Heft 7
DOI Artikel:Sammler und Markt
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EIN NEUER REMBRANDT
Die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in
Böhmen hat aus böhmischem Privatbesitz ein
bisher unbekanntes Werk Rembrandts erwor-
ben, das geeignet ist, eine empfindliche Lücke
in der Gemäldegalerie der Gesellschaft auszu-
füllen und das jetzt in Prag ausgestellt worden
ist. Das neu erworbene Bilde ist das Bruch-
stück einer größeren Komposition ,,Mariä Ver-
kündigung“, die, unbekannt wann, durch
Feuer Schaden erlitten hat, bei dem der En-
gel zerstört worden ist. Diese uns leider nur als
Bruchstück erhaltene Verkündigung steht, was
die Darstellung anbetrifft, im Gesamtwerk der
Rembrandtsehen Gemälde einzig da. Außer in
Ilandzeichnungen ist bisher keine weitere Dar-
stellung der Verkündigung von Rembrandts
Hand bekannt geworden. Seine Urheberschaft
wird durch die unstreitig echte und gut er-
haltene Signatur, die sich in der rechten unte-
ren Ecke des Bildes befindet, erwiesen. Stili-
stisch gehört das Gemälde zu den Spätwerken
Rembrandts, die noch Spuren seiner mittleren
Entwicklungsperiode tragen. Das Jahr i65o
wird ungefähr der koloristischen Haltung des
Bildes entsprechen. Eine Publikation des Ge-
mäldes liegt in einer weit ausholenden Arbeit
des Vincenc Kramär vor. S
MÜNCHEN
Das rührige Graphische Kabinett hat soeben
unter Leitung von G. Franke eine Muncli-
Ausstellung eröffnet, in der 89 graphische Ori-
ginale des Künstlers vereinigt sind, die z.T.
Leihgaben aus staatlichem und privatem Be-
sitz darstellen. In München ist die Graphik von
Munch zusammenhängend bisher noch nie
gezeigt worden, und deshalb verdient die Ver-
anstaltung nachdrücklichsten Hinweis, denn sie
ist gerade für das moderne München von be-
sonderem Wert, und das erklärt, warum zu
der Ausstellung selbst ein reich illustrierter
Katalog erschienen ist, der die wichtigsten
Blätter reproduziert.
FRANKFURT a. M.
Die Galerie M. G o 1 dschmid t & Co., Kai-
serstr. 1, eröffnete soeben eine Sonderausstel-
lung von Vincent van Gogh, die 54 Ge-
mälde des Meisters umfaßt.
PARIS
Eine Atmosphäre absoluter Gleichgültigkeit
kennzeichnete die Vente Dur et am 1. März
im Hotel Drouot. Man fragt sich, ob die von
den Experten entfernten Arbeiten weniger Au-
thentizität besessen haben als der Manet und
vor allem gewisse van Goghs, die trotz des
Widerspruchs der Herren de la Faille und Flo-
ren t Fels, die gerade im vorliegenden Falle
einige Kompetenz haben dürften, zum Ver-
kauf kamen.
Das ausgezeichnete Porträt Theodore Durets
brachte 54 000 Frs. Hierzu siehe Versteige-
rungsergebnisse Heft 6. G
Edvard Munch Potsdamer Platz. Radierung
Aus der Munch-Ausstellung im Graphischen Kabinett in München, Brienner Str. 10
Die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in
Böhmen hat aus böhmischem Privatbesitz ein
bisher unbekanntes Werk Rembrandts erwor-
ben, das geeignet ist, eine empfindliche Lücke
in der Gemäldegalerie der Gesellschaft auszu-
füllen und das jetzt in Prag ausgestellt worden
ist. Das neu erworbene Bilde ist das Bruch-
stück einer größeren Komposition ,,Mariä Ver-
kündigung“, die, unbekannt wann, durch
Feuer Schaden erlitten hat, bei dem der En-
gel zerstört worden ist. Diese uns leider nur als
Bruchstück erhaltene Verkündigung steht, was
die Darstellung anbetrifft, im Gesamtwerk der
Rembrandtsehen Gemälde einzig da. Außer in
Ilandzeichnungen ist bisher keine weitere Dar-
stellung der Verkündigung von Rembrandts
Hand bekannt geworden. Seine Urheberschaft
wird durch die unstreitig echte und gut er-
haltene Signatur, die sich in der rechten unte-
ren Ecke des Bildes befindet, erwiesen. Stili-
stisch gehört das Gemälde zu den Spätwerken
Rembrandts, die noch Spuren seiner mittleren
Entwicklungsperiode tragen. Das Jahr i65o
wird ungefähr der koloristischen Haltung des
Bildes entsprechen. Eine Publikation des Ge-
mäldes liegt in einer weit ausholenden Arbeit
des Vincenc Kramär vor. S
MÜNCHEN
Das rührige Graphische Kabinett hat soeben
unter Leitung von G. Franke eine Muncli-
Ausstellung eröffnet, in der 89 graphische Ori-
ginale des Künstlers vereinigt sind, die z.T.
Leihgaben aus staatlichem und privatem Be-
sitz darstellen. In München ist die Graphik von
Munch zusammenhängend bisher noch nie
gezeigt worden, und deshalb verdient die Ver-
anstaltung nachdrücklichsten Hinweis, denn sie
ist gerade für das moderne München von be-
sonderem Wert, und das erklärt, warum zu
der Ausstellung selbst ein reich illustrierter
Katalog erschienen ist, der die wichtigsten
Blätter reproduziert.
FRANKFURT a. M.
Die Galerie M. G o 1 dschmid t & Co., Kai-
serstr. 1, eröffnete soeben eine Sonderausstel-
lung von Vincent van Gogh, die 54 Ge-
mälde des Meisters umfaßt.
PARIS
Eine Atmosphäre absoluter Gleichgültigkeit
kennzeichnete die Vente Dur et am 1. März
im Hotel Drouot. Man fragt sich, ob die von
den Experten entfernten Arbeiten weniger Au-
thentizität besessen haben als der Manet und
vor allem gewisse van Goghs, die trotz des
Widerspruchs der Herren de la Faille und Flo-
ren t Fels, die gerade im vorliegenden Falle
einige Kompetenz haben dürften, zum Ver-
kauf kamen.
Das ausgezeichnete Porträt Theodore Durets
brachte 54 000 Frs. Hierzu siehe Versteige-
rungsergebnisse Heft 6. G
Edvard Munch Potsdamer Platz. Radierung
Aus der Munch-Ausstellung im Graphischen Kabinett in München, Brienner Str. 10