Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0296
DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:Waldmann, Emil: Schule, Kunstausstellung und Museum
DOI Artikel:Rundschau
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Adolph v. Menzel Reisebekanntschaft. 1851
Aus der Menzel-Ausstellung der Galerien Thannhauser, Berlin
Dann, falls und wenn der Funke übergesprungen ist, mag man sich an alles
Gewußte und Gelernte erinnern.
Erfahrungen, oft wiederholte Erfahrungen, haben gelehrt, daß dieser Weg
gangbar ist. Schüler, die jeden Monat einmal durch ein Museum geführt wer-
den, und vor den Bildern den Erklärungen des Lehrers lauschen, pflegen es
hiermit auf sich beruhen zu lassen. Fast nie kommen sie dann allein wieder,
es wird ihnen ja bequem gemacht, im nächsten Monat wieder, und das ganze
Museum ist dann Lehrstoff, etwa wie die altklassischen Realien, die neben der
Homerstunde traktiert werden und als vielleicht angenehme Abwechslung von
den Obersekundanern empfunden werden. Die anderen Schüler aber, die durch
Lichtbildervortrag nur vorbereitet sind und in denen im schlimmsten Falle
Neugier, im besten Falle Sehnsucht erweckt wurde, die kommen wieder und
setzen sich allein vor die Bilder und erobern sich die Galerie Stück für Stück.
Natürlich kommen auf die Dauer nicht sämtliche Schüler • es kommen nur
solche immer wieder, die wirklich Organ und Empfindungsfähigkeit haben
oder in sich entwickeln, nur solche, die »musikalisch auf den Augen« sind.
Aber es ist auch nicht nötig, daß alle kommen. Ebensowenig wie nötig ist,
daß jeder Klavier spielt. Für die aber, die, angeleitet und vorbereitet durch
einen kunstbegabten Lehrer, wirklich kommen, bedeutet das Museum dann
auch das Schönste, was es einem Menschen geben kann, Genuß und Erbauung.
Und dieser kunstbegabte Lehrer wird dann auch mit Gewinn für beide Teile
mit einigen dieser Schüler gemeinschaftlich die Galerie besuchen. Nicht in
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