Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0299
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Heft 8
DOI article:Biermann, Georg: Die Dürer-Tage in Nürnberg
DOI article:Rundschau
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E. R. Weiß Bildnis Erna Petri. Öl. 1927
Aus der Ausstellung »Deutsche Kunst der Gegenwart Nürnberg 1928«
eins weiß. Beneidenswert die Städte in deutschen Landen, die von solcher
Geistigkeit geführt werden. In dem Stadtbaurat Dr. Wagner hatte Dr. Luppe
zudem einen Regisseur, dessen Verdienste an dieser Stelle nicht weniger ge-
nannt werden sollen. Es ist immer eine gefährliche Sache, mit Fackelzug und
Bankett — von anderen Dingen ganz zu schweigen — den Manen eines Künst-
lers zu opfern, der wie Albrecht Dürer selbst jedem lauten Tun abhold war.
Aber wer allein jenen Augenblick in der Erinnerung zurückruft, als der Fackel-
zug der deutschen Künstlerschaft vor dem Rauchschen Dürer-Standbild Halt
machte, das weiß beleuchtet vor der wundervollen Kulisse der von Menschen
übersäten Fensternischen der einheitlich mit Teppichen geschmückten Häuser
neben den Lorbeer-Katafalken aufragte und die Weihe dieses von herrlichen
Chören und einer prachtvollen Rede Schiestls umrahmten ergreifenden Huldi-
gung an Dürer miterlebte, muß gestehen, daß die künstlerische Diskretion einer
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20 Der Cicerone, XX. Jahrg., Heft 8