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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 9
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Lohmeyer, Karl: Johann Friedrich Dryander, [2]: 1756-1812 : ein vergessener südwestdeutscher Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0333
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Abb. 9. J. F. Dryander. Die Gattin des Malers
Miniatur auf Elfenbein / Familienbesitz, Saarbrücken
liehen Lebens dieses Zeitalters in diesen südwestdeutschen Gegenden, das er
uns in biedermeierlicher Kleintüftelei genau in seinen Werken hinterließ, in
denen er die Dargestellten in ihrer Umgebung, ihrer Beschäftigung und mit
ihren Liebhabereien abgebildet hat. Und das war die zweite Epoche seiner
Kunst. Denn, nachdem sich die bösen Folgen der Revolution, wie er sie
eben an sich erfahren hatte, allmählich zu verziehen begannen, hat er sich
auf sich selbst besonnen und sich in seiner Kunst wiedergefunden. — Ge-
rade in den letzten Jahren seines Lebens entstehen Werke voll ergreifender
Eindringlichkeit und selten klarer Erfassung des Charakters. Die Brustbilder
des Saarbrücker feinen Schulmannes und Gelehrten Kiefer und des geist-
lichen Inspektors Röchling, des Stammvaters der bedeutenden Industriellen-
familie, ein Werk, das auch durch eine Inkunabel der Lithographie verviel-
fältigt worden ist, beweisen das. — Und einen leisen Klang der Romantik hat
er selbst noch, eben in diesen letzten Lebensjahren vernommen, in einer Zeit,
als eines seiner Meisterwerke entstanden ist, das Bild des jugendlichen Sohnes1,
den er zeichnend und fragend ins Leben schauend, vor einer herrlichen Morgen-
landschaft des Saartales darstellte (Abb. 11) und als Gegenstück dazu das seines
Vaters symbolisch vor einer Abendröte.
Ohne daß irgendeine Berührung möglich ist, finden sich hie und da und
vor allem in seinen späteren Kinderbildern Beziehungen zur zeitgenössischen
Malerei des Nordens. — So hat man mit Recht bei der Ausstellung seiner
Werke aus Saarbrücker Privatbesitz im dortigen Heimatmuseum einmal die
1 Ludwig Friedrich Dryander, 1790—1855, Mitbegründer der Porzellan- und Steingutfabrik
Dryander & Schmidt (1836) auf dem Sensenwerk in Saarbrücken, später Dryander & Co.,
als die Schmidt austraten und eine eigene Fabrik dieser Art in Gersweiler begründeten.
Zu den Gründern gehörte auch Ludwig Wilhelm Dryander, Porzellanfabrikant zu Nieder-
weiler im Elsaß. — Er war auch als Schüler seines Vaters malerisch tätig, jedoch wohl
mehr in dilettantischer Weise und wandte sich dann eben der einträglichen Porzellan-
industrie zu, in der ja auch die Kunst auf ihre Rechnung kam.
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