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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 12
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Meier-Graefe, Julius: Die Franzosen in der Tate Gallery
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0427
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Cezanne Landschaft bei Aix
Ausstellung kann angenommen werden, daß Justi die Million zur Abrundung
der Böcklin-Sammlung benutzen würde.
Courtauld gab nicht nur die Pfunde, sondern sorgte für vernünftige Verwen-
dung. Es ist von draußen nie leicht zu erkennen, wer im Kreise der Trustees
dirigiert. Ich bin dahinter gekommen, als ich Courtauld in seinem Hause be-
suchte. Es ist eins der in London nicht eben seltenen Häuser von Adam, nur
von einzigartiger Erhaltung und mit dem schlichten Mobiliar der Epoche ver-
sehen. An den hellen getäfelten Wänden hängen einige, sehr wenige Perlen
französischer Meister und passen so gut, daß man glauben könnte, sie seien für
diese Räume gemalt. Argenteuil, einst in der Sammlung Behrens, und die Bar
von Manet, von Gauguin das schöne »Never more«, schöne Seurats, schönste
Cezannes, seine Frau mit dem gestreiften Kleid, seine Landschaft mit dem St.
Victoire und mit der antiken Wasserleitung, seine blaue See. Die Loge von
Renoir, einst das Prunkstück bei Durand Ruel, ist auch da. Im ganzen etwa
anderthalb Dutzend W erke, verteilt auf drei oder vier Räume von wundervoller
Proportion. Ein normaler Sammler hätte sie alle in einen Saal gehängt und
die ganze Stiftung der Tate Gallery dazu. Courtauld ist ein Trustee für sich.
Seine Art zu stiften, hat Stil5 seine Art zu leben, erst recht. Man muß an-
nehmen, daß er die Bilder nicht aus Spekulation oder maniakalischen Gelüsten
bei sich aufhängt, sondern um mit ihnen zusammenzusein.

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