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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 14
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Fels, Florent: Gibt es ein Museum moderner Kunst in Frankreich?
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0502
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Maler lebte teils in Paris, teils in der Provence, er arbeitete viel im Freilicht;
seine Gemälde wirken ebenso hell wie ernst und gemessen. Ein oberflächlicher
Beobachter würde seine Bilder mit denen von Degas vergleichen, aber es ist
mehr Leichtigkeit in ihnen als bei Degas, und die Luft, die sie umweht, ist
nicht dieselbe wie die des Malers der Tänzerinnen.
Während man in Luxembourg Bilder von der Louise Yaladon, Maurice Utrillo,
Matisse, van Dongen, Maurice de Vlaminck findet, gibt es immer noch Künstler,
die man dieser Ehre nicht für würdig erklärt hat. Vergeblich würde man im
größten Museum der französischen Malerei Picasso suchen oder Derain. Wenn
der Louvre heute ein meisterhaftes Werk des Zöllners Rousseau besitzt, so
scheint das fast zu bedeuten, daß die Malerei der Jungen eines Tages in das
Museum der Klassiker eintreten wird, ohne den bisher immer üblichen Um-
weg über das Museum der Lebenden gemacht zu haben.
Im übrigen findet man jetzt im Luxembourg neben einigen Werken von Rodin
und einem »Herakles« des eklektischen Bourdelle ein bedeutendes Bildwerk:
die »Tänzerin in Bronze« von Degas, die bemalt und mit staubigem Mousseline
bekleidet ist. Athletisch und durch ihre Arbeit deformiert, steht diese »realis-
tische« Figur wie eine konservierte Tote in einem Schaukasten.
Im Impressionistensaal des Museums sieht es immer noch mager aus. Cezanne
ist durch zwei Landschaften, die man jetzt gereinigt und aufgehellt hat, noch
unzulänglich vertreten. Besser steht es um Renoir und Monet. Unter den Zeit-
genössischen sind nur Matisse und Vuillard mit wirklich ihrer Kunst würdigen
Werken in das Museum eingezogen.


Suzanne Valadon

Luxembourg, Paris

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