Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (20.1928)

Unold T,.. , T.T o ■ Am Wasser
Münchner Neue Sezession
rungen) stärker betont werden: Nur hier könnte gezeigt werden, wie Bilder in
Räumen wirklich leben.
Beide genannten Aufgaben wären fruchtbarer als eine dritte, die den »verjüng-
ten« Glaspalast schon voriges Jahr auszeichnen sollte: Wiedererweckung der
Wandmalerei halte ich für utopisches Beginnen, verspätete Blüte aus dem
Geiste der »Fortschrittlichen« von Gestern. Zukunft im gefestigten, neutrali-
sierten Wohnkubus hat nur das transportable Staffeleibild, das Niemanden fest-
legt, das durch Verschiebung immer neuen Sinn annehmen kann. Aber selbst
im Fest- und Großraum, der heute durch Farbe oder abstrakte Wandgliede-
rung wirken will, haben die historisch rückgreifenden Monumentalbemühungen
solcher kolossalischer Figuralfreskanten meist nur den Sinn einer »Romantik«
und großen Geste. Genau so, wie der heutige Schrei gewisser Fünfziger nach
»neuem Mythos«, »neuer Kirche«, »Volkheit«. Wo doch die möglichen Steige-
rungen unsres heutigen Daseins nach ganz andrer Richtung zielen. Trotzdem
gehört zum Sehenswerten des Glaspalastes: diese Abteilung, alte und neue Se-
zession.
Als gewisses Novum sei gebucht der große Saal, dem Italiener Oppi gewidmet,
womit eine »neue Person« in den Gesichtskreis Münchens tritt. Die Chronologie
der Bilder bestätigt mir den Eindruck, den ich vor längerer Zeit in Oppis Mai-
länder Atelier hatte: Ein guter, beherrschter Mensch großen Könnens gleitet
von haltbar konstruktiven Bildern (wie den »Blinden«) immer mehr ins ge-
nießerisch Konventionelle ab.
Nur eine Gruppe kann ich eingehender behandeln: Neue Sezession. Vorab
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