Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (20.1928)

Abb. i. Gefangennahme Hofgeismar, Altstädter Kirche

Tönung erfuhr, so daß die hellen Stellen durch dünne Lasuren zur jeweils ge-
wünschten Wirkung gelangten. Die naturgemäß schnelle Arbeitsweise in Tem-
pera hatte eine genaue Vorzeichnung zur Voraussetzung, die wohl unter 7,u-
hilfenahme einer Pause mit dem Stift in den Kreidegrund geritzt wurde. Ein
reichbeschwingtes Linienspiel zur Markierung der Außen- und Innenkonturen,
das besonders in den Köpfen sichtbar wird, überspielt treffsicher die Fläche. Und
nun erst wurde die rasch trocknende Mischung in flottem Tempo dem sorgsam
bereiteten Grunde anvertraut, schuf ein außerordentlicher Maler die Fassung,
indem er in souveräner Weise das Netz nur als Anhaltspunkt benutzend seine
Töne über die Linien hinaus- oder vor denselben zurückfluten ließ. Farben von
seltener Pracht und symbolhafter Bedeutsamkeit blühen auf: ein helles Grau
mit rötlich-braunen Schattierungen im Gewände, ein Rostrot bis ins zarte Rosa
gehend im Mantel Christi, wechselnd leuchtendes Rot und Grün, bräunliches
helles (Engel am Grabe) bis tiefes (Luzifer) Gelb, warmes Blau, das in der Auf-
erstehungsszene überwiegt und dort von dem Grau des Steingrabes als Unter-
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