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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 17
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Suida, Wilhelm: Bramantino: Erörterungen und Zusätze
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0583
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Lombardischer, vielleicht cremonesischer Maler vom Anfänge des 16. Jahrhunderts
Drei Tafeln eines Altarwerkes / Museum, Neapel

BRAMANTINO von Wilhelm sei da
ERÖRTERUNGEN UND ZUSÄTZE
Persönlichkeit und Werk des Bartolommeo Suardi habe ich vor Jahren aus den
geringen Anhaltspunkten, die wir besitzen, zu rekonstruieren versucht1. Die,
wie es scheint, dem heutigen Geschmack am leichtesten zugänglichen Früh
werke des Künstlers glaubte ich aus manchen Wahrscheinlichkeitsgründen,
wenn auch ohne direkten Beweis, dem letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts,
der Zeit des mutmaßlichen Zusammenarbeiten Suardis mit Bramante in Mai-
land, zuschreiben zu dürfen. Die Auseinandersetzung eines jüngeren genialen
Künstlers mit den Werken eines älteren, gewaltigen, zu dem er sich, obwohl
seiner seelischen Grundanlage nach völlig verschieden, in geheimnisvoll faszinie-
render Weise hingezogen fühlt, bietet ein in der Geschichte der Künste viel-
leicht einzigartiges Schauspiel.
Soweit ich sehe, könnten von den uns heute bekannten Daten nur die Malereien
der Kuppelzwickel in der Capella Carafa in S. Domenico Maggiore zu Neapel,
deren Entstehung nicht vor 1511 liegt, meine Chronologie in Frage stellen.
Diese von G. Fiocco2 zuerst bekannt gemachten und dem Bramantino zuge-
schriebenen Malereien haben gewiß auf den ersten Blick manche Ähnlichkeit
mit den früheren Arbeiten des Bramantino. Eine nähere Untersuchung aber
macht es mir, nachdem ich sämtliche in Betracht kommenden Originale wieder-
holt gesehen habe, unmöglich, meinem verehrten Freunde in der Zuschreibung
dieser Gemälde an Bramantino beizustimmen. Ich kann weder dessen persön-
liche seelische Eigenart noch seine Gesichtstypen, seine Bildung der Hände,
seine Haarbehandlung, seine Faltengebung, endlich sein Kolorit in diesen Wand-
gemälden wiederfinden. Aber noch mehr: ich glaube die gesonderte Persönlich-
1 Jahrbuch der Kunstsammlungen des AH. Kaiserhauses Wien, XXV u.XXVI. 1904/1907.
2 L’Arteigi4, ebenso A. Venturi, Storia delFArte Italiana, VII. 4. Milano 1915.

59 Der Cicerone, Jahrg. XX, Heft 17

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