Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0697
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Heft 20
DOI Artikel:Friedländer, Max J.: Memlings Persönlichkeit
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sich auf bequem zugänglicher Ebene diese arglose und linde Kunst zu genießen.
Nicht etwa daß Memling, zu Kompromissen geneigt, absichtlich einer bürger-
lichen und durchschnittlichen Umwelt nachgegeben hätte: er war reinen Sinnes
und mit sich im Einklänge. Selbständig in engem Kreise, trifft er eine persön-
liche Anmut in der Körperbildung und den Bewegungen, die Behagen und Be-
glückung ausstrahlt, —- im Glauben an eine von Gott geordnete Welt und an
einen lichten Etimmel, wo verklärte Wesen in ewiger Jugend ein friedvoll
seliges Leben führen. Die unberührbare Jungfrau, die in Einfalt sich nicht
wehrt, von deren Kleid und Leib alle Bedürftigkeit abgleitet, ist Mittelpunkt
und Symbol seiner Kunst. Sie empfiehlt ihren Maler.
Aus dem in diesen Tagen bei Paul Cassirer, Berlin, erscheinenden VI. Band der ,,Alt-
niederländischen Maler ei“, der Memling und Gerard David behandelt. Das im-
posante Werk des Gelehrten und Kenners, das die Ergebnisse einer vierzigjährigen For-
scherarbeit erschließt, schreitet in einem Tempo voran, das zur Bewunderung nötigt. B
Francesco Melzi Hl. Familie
Aus der am 15./14. November 1928 bei Frederik Müller & Co. (Direktion A. W. Mensing)
in Amsterdam stattfindenden Versteigerung aus der Sammlung Marczell von Nemes
66l
Nicht etwa daß Memling, zu Kompromissen geneigt, absichtlich einer bürger-
lichen und durchschnittlichen Umwelt nachgegeben hätte: er war reinen Sinnes
und mit sich im Einklänge. Selbständig in engem Kreise, trifft er eine persön-
liche Anmut in der Körperbildung und den Bewegungen, die Behagen und Be-
glückung ausstrahlt, —- im Glauben an eine von Gott geordnete Welt und an
einen lichten Etimmel, wo verklärte Wesen in ewiger Jugend ein friedvoll
seliges Leben führen. Die unberührbare Jungfrau, die in Einfalt sich nicht
wehrt, von deren Kleid und Leib alle Bedürftigkeit abgleitet, ist Mittelpunkt
und Symbol seiner Kunst. Sie empfiehlt ihren Maler.
Aus dem in diesen Tagen bei Paul Cassirer, Berlin, erscheinenden VI. Band der ,,Alt-
niederländischen Maler ei“, der Memling und Gerard David behandelt. Das im-
posante Werk des Gelehrten und Kenners, das die Ergebnisse einer vierzigjährigen For-
scherarbeit erschließt, schreitet in einem Tempo voran, das zur Bewunderung nötigt. B
Francesco Melzi Hl. Familie
Aus der am 15./14. November 1928 bei Frederik Müller & Co. (Direktion A. W. Mensing)
in Amsterdam stattfindenden Versteigerung aus der Sammlung Marczell von Nemes
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