Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0703
DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:Grohmann, Will: Kunst in Sachsen: 1880-1928 : (zweite Jubiläumsausstellung des sächsischen Kunstvereins in Dresden)
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Christoph Voll Selbstbildnis
Besitzenden bei Jazz in der Mitte, die Enterbten auf den beiden Seitenflügeln.
Es ist immer noch dieselbe böse Welt, in der die Gegensätze bis zur Fratze
gesteigert sind, Schönheit und Häßlichkeit in ihr Gegenteil umzuschlagen
drohen, mit ungeheurer Akribie gemalt und stellenweise leuchtend wie ge-
maltes Glas. Es dürfte wenige Maler heute geben, die über ein halbes Jahr
hinweg die Intensität des Einfalls trotz handwerklich sublimster und zeitrau-
bendster Technik wahren. Die »Trübe Straße« von G. Grosz ist in der Gesin-
nung das Härteste und LTnerbittlichste, was die Ausstellung bietet. Nie wird
vom Gesicht unserer Zeit verschwinden, was Grosz gesehen und gestaltet hat.
Vor allen seinen Bildern ist man in die Verteidigung gedrängt. So muß Ho-
garth auf das Gemüt seiner Landsleute gewirkt haben. O. Griebel hat nicht
ausgestellt. A. W. Dreßler, der in diesen Zusammenhang gehört, nähert sich
heute M. Beckmann und erreicht besonders in den Porträts eine erstaunliche
Formfülle und Charakteristik. Neben solchen Leistungen haben esSkade, Grun-
dig, Lehmann, Hopta, Seemann, Böhme schwer. Die Keime einer fruchtbaren
Weiterentwicklung liegen noch nicht zutage, wohl aber die Gefahren einer
zu frühen Festlegung.
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